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Nach China zu reisen ist für ausländische Touristen mittlerweile einfach. Die Einreisebestimmungen für Chinesen nach Europa werden indes aus Angst vor Visa-Missbrauch wieder verschärft.

Foto: Reuters/Yeung
Peking lockert nach der zweiprozentigen Aufwertung seiner Währung Renminbi nun seine Devisenbeschränkungen für chinesische Touristen. Das Staatliche Amt für Devisenkontrolle hob für Auslandsreisende, die bis zu sechs Monate außer Landes fahren, die Begrenzung an Devisen von 3000 US-Dollar auf 5000 US-Dollar und für längere Aufenthalte von 5000 auf 8000 Dollar an. Zugleich erhöhte das Amt den Anteil, den inländische Unternehmen von ihren eingenommenen Devisen behalten dürfen. Alle, die bisher bis zu 80 Prozent ihrer Einnahmen in Devisen erzielten, dürfen statt bisher 30 Prozent die Hälfte behalten. Betriebe mit mehr als 80 Prozent an Deviseneinnahmen dürfen statt bisher 50 Prozent nun 80 Prozent behalten.

Erleichterungen

Mit beiden Maßnahmen sollen die Unternehmen besser auf den floatenden Renminbi reagieren können und der Auslandstourismus gefördert werden. Zugleich dämpft Peking damit auch den Inflationsdruck. Die Zentralbank, die für jeden eingenommenen neuen Dollar acht Yuan Renminbi in den Geldkreislauf pumpen muss, sitzt bereits auf Devisenreserven, die Ende Juni 711 Mrd. Dollar erreichten. Zur Förderung des Auslandstourismus hat Peking mit 69 Staaten so genannte ADS- Reiseabkommen geschlossen, deren Sinn es ist, die Visa- Auflagen für chinesische Gruppentouristen zu vereinfachen. Zuletzt kamen England, Chile und Jamaika dazu.

Rückzieher der EU

Die EU, die vor einem Jahr ADS-Abkommen für ihre Mitgliedsländer geschlossen hat, macht nun aus Angst vor -Missbrauch einen Rückzieher. Seit 1. Juli haben die Schengen-Botschaften ihre Kontrollen verschärft, allen voran die deutsche Botschaft. Chinesische Reisebüros, die Europareisen über Deutschland vermitteln, erhielten Ende Juni ein deutsches Schreiben mit sechs verschärften Auflagen, das dem STANDARD im Wortlaut vorliegt. Neben umständlichen Überprüfungen werden "aus gegebenem Anlass" für die Reisebüros wieder Stichproben eingeführt: "Die Botschaft wird eine bestimmte Anzahl von ADS-Touristen jeder Reisegruppe nach Abgabe der Visa-Anträge zur persönlichen Vorsprache bitten." Nach der Rückkehr aus Europa müsse das Reisebüro der Botschaft "innerhalb von fünf Arbeitstagen nachweisen, dass alle Teilnehmer die Reise wie beabsichtigt beendet haben", heißt es.

Visa-Anträge von Reisebüros, die den Auflagen nicht nachkommen, würden nicht bearbeitet. Reiseunternehmer in Peking zeigten sich verärgert: "Wir müssen wieder viele Dokumente beibringen. Unseren Kunden macht das keinen Spaß. Viele ändern ihr Reiseziel."

Gebremste Nachfrage

Bisher wurden von 672 chinesischen Reisebüros, die Auslandsreisen vermitteln dürfen, insgesamt elf wegen Missbrauchs suspendiert, darunter vier in Peking. Seit Anfang Sommer verzeichnen aber alle Reisebüros bei ihren Kunden eine gebremste Nachfrage nach Deutschland- und Europareisen.

Januar bis Juni stiegen chinesische Übernachtungen in Deutschland um 5,2 Prozent auf 289.000 an. Die Juli-Zahlen sollen um zehn Prozent gefallen sein. Dagegen standen im ersten Halbjahr dieses Jahres insgesamt 14,6 Millionen touristische Ausreisen aus China, 13 Prozent mehr als 2004.

Umgekehrt meldet China touristische Rekordeinreisen und -einnahmen. Im Halbjahr 2005 wurden mehr als 58 Millionen Einreisen aus Hongkong, Macao und Taiwan und darunter auch 9,6 Millionen aus dem weiteren Ausland gezählt. China nahm 14,2 Milliarden Dollar ein, 21 Prozent mehr als 2004. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.8.2005)