Im Rahmen der Outreach Academy in Schwaz ist Adam Holzman zudem als Dozent zu erleben (Info: 0664/330 31 81)

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Schwaz - "Offenbar war da eine spezielle Chemie zwischen uns. Wir verbrachten viel Zeit miteinander, diskutierten oder zeichneten - er seine Bilder, ich meine Cartoons." Es gehört zu den Unausweichlichkeiten eines Gesprächs mit Adam Holzman, dass man irgendwann bei ihm, Miles Davis, landet; Holzman pflegt derlei gelassen hinzunehmen.

Schließlich weiß er, dass der sich gegenüber anderen Zeitgenossen gerne ungenießbar gebende Trompeter noch posthum dafür verantwortlich zeichnet, dass dieses Gespräch überhaupt stattfindet. Denn es war Miles, der anno 1985 den bis dato unbekannten Studio-Keyboarder und Technik-Freak für Arbeiten an seinem Album Tutu beizog - und ihm so zu einer Karriere verhalf.

"Miles war zu dieser Zeit stark von Prince beeinflusst und wollte noch stärker in Richtung Pop gehen", erinnert sich Holzman. "Er war fasziniert von der Idee, mittels Synthesizer eine Art Gil-Evans-Sound zu erzeugen. Er brauchte jemanden, der sich mit der neuen Technologie auskannte - das war ich."

Während Davis seine Sidemen nach dem Prinzip "Hire & Fire" wechselte, sollte Holzman ganze vier Jahre bleiben. Eine Zeit, die bis heute Einfluss auch auf seine musikalische Identität habe, so der 47-Jährige. Das Denken in Stimmungen und Soundscapes, dies sei auf Anregungen des Meisters zurückzuführen.

Und das präge bis heute seine eigene Band-Arbeit, im langjährigen Quintett "Brave New World" wie auch im neuen Trio "Big Bang Theory". Wobei sich Holzman "nie darüber Gedanken gemacht hat, warum ich vier oder fünf Keyboards zusammen spiele. Ich habe es einfach immer getan, seit ich 15 war. Klavier, Fender-Rhodes, Synthesizer, Drum-Computer, Programming, das sind für mich alles Facetten eines Instruments."

Wie sonst nur wenige Instrumentalkollegen, etwa der von ihm hoch geschätzte Joe Zawinul, hat Holzman damit die Innovationen des Rock-Jazz in gewisser Weise zu Ende gedacht. Und hält so andererseits immer noch die Fahne einer Musik hoch, die sich heute, in Zeiten des elektronischen Dancefloor-Jazz, nicht mehr wirklich frisch ausnimmt. "Die letzten Jahre waren nicht einfach", meint denn auch Holzman. "Besonders wenn man zwischen den Stühlen sitzt: Ich bin nicht schräg genug, um Teil der New Yorker Downtown-Szene zu sein, aber nicht konventionell genug, um als Mainstreamer zu gelten."

Wie er auf die Herausforderung neuer Trends reagiert? Moderat. Die im Herbst bei Nagel-Heyer erscheinende "Brave New World"-Platte Jazz Rocket Science wird auf eine Verschmelzung von live und Computer-generierten Grooves setzen. Holzman möchte natürlich Holzman bleiben. Und auch Miles lässt ihn so schnell nicht los:

Auf Betreiben Holzmans wird in Kürze eine 6-CD-Box mit unveröffentlichten Aufnahmen aus dem Washingtoner "Cellar Door" vom Dezember 1970 das Licht der Öffentlichkeit erblicken. "Miles sagte einmal: Gib mir die Mittel und ich stelle die größte Rock'n'Roll-Band der Welt zusammen. Das ist sie!" (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 5.8.2005)