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Justin Gatlin: "9,75 - das ist, worauf ich aus bin."

Foto: AP/Mark Baker
Helsinki - Justin Gatlin will nicht nur die Goldmedaille, er will den Weltrekord. Da Bestzeithalter Asafa Powell aus Jamaika verletzungsbedingt für die 100 m (Sonntag, 20:35 Uhr MESZ) bei den Freiluft-Weltmeisterschaften in Helsinki abgesagt hat, fühlt sich der US-Olympiasieger von Athen um die Show betrogen. "Wenn ich gewinne, wird die erste Frage sein: Wäre Powell mitgelaufen, wäre es dann anders ausgegangen?" Deshalb setzt sich der 23-Jährige höhere Ziele: "9,75 - das ist, worauf ich aus bin."

Gatlin siegessicher

Mit der Absage Powells, der am 14. Juni in Athen in 9,77 Sekunden Weltrekord gelaufen war, wurde Gatlin in Helsinki zum Siegen verdammt. "Ich bin von Herzen Wettkämpfer, und ich will der Beste sein. Bei Olympia im vergangenen Jahr habe ich es mir selbst und der Welt bewiesen, ich war der Beste, und ich bin es jetzt auch", gibt sich Gatlin, der seine persönliche Bestzeit von 9,85 Sekunden 2004 in Athen markiert hatte, ohnehin siegessicher.

Die Konkurrenz ist um den Star geschrumpft, was noch da ist, soll Gatlin, für den es sein Freiluft-WM-Debüt ist, aber beflügeln: "Es gibt einige, die sehr hungrig sind, die raus gehen und schnell laufen wollen, sie werden mir helfen, den Rekord zu brechen." In Athen hat er Gold (100 m), Silber (4 x 100 m) und Bronze (200 m) gewonnen, drei Medaillen will er sich auch im Olympiastadion von Helsinki sichern - es soll ein Gold-Hattrick werden.

Weil Medaillen zählen. "Nur mit harter Arbeit wirst du Weltmeister. Aber natürlich ist es auch so, dass Rekorde da sind, um gebrochen zu werden." Erwartungsdruck verspürt er nicht, ein gutes Abschneiden setzt der Hallen-Weltmeister von 2003 über 60 m aber voraus: "Ich will die Sammlung vervollständigen, Freiluft-WM-Gold fehlt mir noch."

Der künstlerisch begabte Gatlin ("Ich habe dann für mich erkannt, dass das Licht in der Kunst nicht so hell leuchtet wie jenes in der Leichtathletik") hat in seinem ersten Profijahr als Läufer 2003 gleich Indoor-Gold geholt. "Dann war ich für die Freiluft-Periode verletzt, und am Ende der Saison, als mich die Leute schon abgeschrieben hatten, habe ich ein Halbe-Million-Dollar-Rennen gewonnen.

Im Juni hat Justin Gatlin als erster Sprinter seit zwanzig Jahren bei den US-Meisterschaften das Double über 100 und 200 m geschafft. "Ich bin nicht nur ein Mann für die 100 m oder 200 m. Ich habe mehr zu bieten. Die Leute haben seit einem Carl Lewis und Leroy Burrell nicht so ein Talent gesehen. Ich will diese Zeiten wieder aufleben lassen", fehlt es dem gebürtigen New Yorker, der bereits eine zweijährige Sperre (Amphetamine/enthalten in einem von einem Arzt verschrieben Medikament) hinter sich hat, nicht an Selbstbewusstsein.

"Er ist der neue Carl Lewis"

Der umstrittene Trainer Trevor Graham, mit dem er seit 2002 zusammenarbeitet, legt ein Schäuferl nach. "Er ist der neue Carl Lewis." Lewis Junior also will im WM-Finale am Sonntag den Mitbewerbern um Medaillen den Meister zeigen. Wer die sind? Seine Landsleute Shawn Crawford und Leonard Scott zum Beispiel. Auch Titelverteidiger Kim Collins (SKN) sollte man auf der Rechnung haben. (APA/red)