Schon in der Anklageschrift hatten sich die ursprünglichen Vorwürfe erheblich reduziert. Darin war nun von 77 jungen Chinesen die Rede, die seit dem Jahr 2000 vor allem mit gefälschten Zeugnissen und Studienunterlagen eingereist sein sollen und so als Schüler und Studenten einen scheinbar legitimierten Aufenthalt erwarben. In Wahrheit sollen laut Polizei die angeblichen MusikstudentInnen nicht ein Mal den Vornamen Mozarts gekannt haben und viele von ihnen in China-Restaurants und Massagesalons gelandet sein, was Verteidiger Herbert Eichenseder aber nicht gelten ließ: "Eine einzige Studentin hat man in einem Massagesalon gefunden! Und damit haben die Angeklagten nichts zu tun."
Scharfe Reaktion
Schärfer reagierte der 48-jährige Unternehmer, der seit 20 Jahren in Österreich lebt und in der Vergangenheit von höchsten Stellen für seine Verdienste um die chinesisch-österreichischen Beziehungen ausgezeichnet worden ist, auf die gegen ihn gerichteten Anschuldigungen: "Ich bekenne mich nicht schuldig, weil ich nicht schuldig bin!" Die Anklage beruhe auf nicht korrekten Ermittlungen von "ein paar schwarzen Schafen bei der Polizei".
"Das Ganze ist ein großes Unrecht, ein Himmel schreiendes Unrecht! Ich werde das noch 100 Mal, noch 1.000 Mal schreien, wenn heute keine Lösung gefunden wird!", rief der Mann in höchster Entrüstung Richtung Schöffensenat (Vorsitz: Ulrich Nachtlberger).
Verteidigung
Seine Firma betreue einige hundert chinesische Studenten in Österreich, da gehe alles mit rechten Dingen zu. Er habe weder Unterlagen gefälscht noch solche fälschen lassen. Sollte Derartiges vorgekommen sein, hätten auch die österreichischen Behörden dies nachprüfen können, denn sämtliche dafür notwendige Informationen wären auch der Fremdenpolizei, den Universitäten und der Botschaft zur Verfügung gestanden: "Warum sollten also wir als der einzige Sündenbock da stehen und die Suppe auslöffeln?", fragte er in bestem Deutsch.
Er und seine mitangeklagte angebliche Komplizin hätten aus ihren Diensten auch nicht großartig Kapital geschlagen. Die Schüler hätten zwar 11.000 bis 13.000 Euro pro Jahr bezahlt. Da sei aber auch das oft kostspielige Schuldgeld sowie eine umfassende Rund-um-die-Uhr-Betreuung inbegriffen gewesen.