Wien/Brüssel - T-Mobile Austria wird die milliardenschwere Übernahme des Konkurrenten Telering bei der EU-Kommission in Brüssel zur Prüfung anmelden müssen. Dies erklärte die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) am Freitag in einer im Internet veröffentlichten Stellungnahme. Die Behörde weise darauf hin, "dass im vorliegenden Fall über den (dort anzumeldenden) Zusammenschluss die Europäische Kommission zu entscheiden hat", heißt es dort.

Die EU-Kommission muss demnach erklären, ob sie selbst das Verfahren aufnimmt oder die Prüfung an die österreichische Bundeswettbewerbsbehörde weitergibt. In letzterem Fall hat der Leiter der Bundeswettbewerbsbehörde, Walter Barfuß, bereits ein genaues Prüfverfahren angekündigt, das dann wohl vor dem Kartellgericht entschieden werden würde.

Viertgrößter Zusammenschluss

Die Fusion, die bis kommenden Montag fixiert werden soll, ist gemessen am erwarteten Kaufpreis von 1,3 Mrd. Euro der viertgrößte Zusammenschluss in Österreich in den vergangenen fünf Jahren - gleich nach der Übernahme der Bank Austria Creditanstalt (BA-CA) durch die HypoVereinsbank (HVB) - die jetzt ihrerseits in der UniCredit aufgehen wird -, dem Verkauf der BBAG/Brau Union an Heineken und der Austria Tabak an die britische Gallaher-Gruppe.

Wettbewerbshüter Barfuß hatte die erste österreichische Mobilfunkehe schon am Donnerstagabend als einen der größten Zusammenschlüsse der vergangene Jahre bezeichnet. "Ich würde mich nicht scheuen diesen Zusammenschluss von der wettbewerbspolitischen und ökonomischen Dimension her mit der Fusion von Siemens und VA Tech zu vergleichen", so Barfuß.

Zum Vergleich

Zum plastischen Vergleich: Siemens hat für die Übernahme der VA Tech zu Jahresbeginn "nur" 995,7 Mio. Euro auf den Tisch gelegt. Während mit den 640 Telering-Mitarbeitern im Vergleich zu Siemens-VA Tech relativ wenige Arbeitsplätze betroffen (die VA Tech beschäftigte zuletzt 16.582 Mitarbeiter, Anm.), geht es bei der Fusion von T-Mobile und Telering dafür um eine weit beträchtlichere Anzahl von Kunden. Für die Deutsche Telekom ist der Telering-Kauf die größte Firmen-Übernahme seit dem Erwerb des US-Konzerns VoiceStream (heute T-Mobile USA) vor fünf Jahren.

Heimische Marktanteile

Telering hatte nach eigenen Angaben zuletzt 1,079 Millionen Teilnehmer, die jetzt auf T-Mobile übergehen. T-Mobile stockt damit seinen Kundenstock in Österreich um ein Drittel auf rund 3 Millionen auf und wird damit künftig - so keine Kunden abwandern - über einen Marktanteil von rund 37 Prozent verfügen. Marktführer Mobilkom (A1) kam mit 3,3 Mio. Kunden zuletzt auf etwa 40 Prozent Marktanteil. Zusammen dominieren A1 und T-Mobile somit künftig rund drei Viertel des österreichischen Mobilfunkmarktes.

Neben den Wettbewerbsbehörden hat auch die Telekom-Regulierungsbehörde (RTR) bereits eine detaillierte Prüfung des Zusammenschlusses in Aussicht gestellt. Telekom-Regulator Georg Serentschy hat zuletzt Auflagen für den Zusammenschluss grundsätzlich nicht ausgeschlossen. (APA)