Budapest - Im Budapester Sandor-Palast ist am Freitag offiziell der Wechsel an der ungarischen Staatsspitze vollzogen worden. Vor rund 50 geladenen Gästen übernahm Laszlo Solyom (63) das Amt von dem scheidenden Präsidenten Ferenc Madl. "Nicht ich, nicht wir, die Leiter des Staates sind der Staat, sondern das ungarische Volk", sagte Solyom in seiner kurzen Ansprache.

Madl verwies in seinen Worten im Spiegelsaal des Palastes darauf, dass sein Nachfolger als Verfassungsjurist das "Wesen der Tätigkeit des Staatschefs" kenne; er haben Solyom "über die laufenden Angelegenheiten unterrichtet" und so in das neue Amt eingeführt. Madl überreichte dem neuen Präsidenten den Verdienstorden der Republik mit Großkreuz, den jeder ungarische Staatschef erhält und der den Träger zu verantwortungsvollem, vorbildlichem Handeln im Interesse der Nation verpflichtet. Solyom möge diesen Verpflichtungen nachkommen, so der Wunsch Madls.

Solyom wandte sich im "Zeichen der Heimatliebe mit kollegialem Vertrauen" an die anwesenden, ungarischen und ausländischen Gäste und erbat sich ihre Zusammenarbeit. "Vom ungarischen Volk wiederum erhoffe ich Vertrauen und Unterstützung", erklärte er.

Der neue Staatschef nannte es "traurig", dass im heutigen öffentlichen Diskurs der Begriff "Vaterland" im allgemeinen im Wort "Vaterlandsverräter" vorkomme. Er wolle im Zuge seiner Präsidentschaft erreichen, dass die Ehre solcher Begriffe wie Vaterland, Ehrlichkeit und Treue, wieder hergestellt würde.

Solyom dankte seinem Vorgänger als "Kollegen und Freund" im Besonderen für dessen Bemühungen um den Beitritt Ungarns zur Europäischen Union Anfang Mai 2004 sowie für dessen Bestrebungen die Integration der im Ausland lebenden Ungarn zu fördern.

Vor der Angelobung demonstrierten vor dem Sandor-Palsat einige Vertreter der Ungarischen Nationalen Front gegen den neuen Präsidenten. Auf Transparenten forderten die Nationalisten eine "Neue Regierung - eine neue Opposition".

Bei der Zeremonie war auch Ungarns erster Präsident nach der Wende, Arpad Göncz, anwesend. Solyom ist nach Göncz und Madl der dritte Staatschef seit 1989. (APA)