Ambitionierte Pläne hegen die Manager und Eigentümer der Wiener BGS Smartcard Systems AG, nachdem sich die größte russische Bank - die Sberbank - vor Kurzem mit 19,9 Prozent ins Unternehmen eingekauft hat. Die Ende der Achtziger gegründete BGS entwickelt Software für den Zahlungsverkehr mit Kredit-, Bankomat- und Bankkarten - und hat sich vor allem im Osten etabliert. Ihre Zielmärkte: Indien, Sri Lanka, die Länder des Mittleren Osten.

Umsatz wächst kontinuierlich

BGS-Manager Mark Klammer: "Unser Umsatz wächst kontinuierlich um 20 Prozent pro Jahr, wir erwarten weiter satte Steigerungen." 2004 sei der Umsatz bei 14 Mio. Euro gelegen, übers Ergebnis spricht man bei BGS nicht.

In Osteuropa hat das Unternehmen, dessen bisherige Hauptaktionäre die Berndorf-Gruppe und die Vienna Capital Holding waren, mehr als sechs Millionen Kunden, besonders die Geschäfte in Russland schnurren.

110 Mitarbeiter

Dort sind die Wiener, die 110 Mitarbeiter beschäftigen und davon an die hundert in Moskau, seit 1994 aktiv. Ihr Aktionsradius heute: Ukraine, Usbekistan, Kasachstan und Moldawien. Den Markt aufgerollt haben sie damals mit einer für die Sberbank entwickelten Chipkarte: Auf sie überweist die Bank ihren Mitarbeitern die Gehälter. Im Lauf der Zeit kamen weitere Funktionen dazu: Heute können die Kartenbesitzer mit ihrer Chipcard (der bezahlte Betrag wird erst in dem Moment vom Konto abgebucht, in dem bezahlt wird; dann folgt die Umbuchung von der Karte des Einkäufers auf die Karte des Verkäufers) auch in Läden, Kinos, Restaurants bezahlen.

Im tiefen Sibirien, wo die Bargeldversorgung aus klimatischen und verkehrstechnischen Gründen schwierig ist, hat sich die BGS überhaupt ihren "Traum vom geschlossenen System" (Klammer) erfüllt. In einer Nickel-Förder-Stadt mit 200.000 Einwohnern gibt es nur die Chipkarte, Bares kennt man nicht.

Bankkooperationen

Bankkooperationen haben die Wiener auch im Oman und in Ägypten, in Sri Lanka testen sie gerade ihr jüngstes Projekt: Die Lkws von Getränkeauslieferern werden mit Terminals und Karten ausgestattet, "statt mit dem Geldkoffer wickeln die Zusteller ihre Geschäfte bargeldlos ab", so Klammer.

Nächstes Ziel der Kartenmacher ist der Iran: Dort verhandlen sie über ein "nationales" Kartensystem; die politischen Gegebenheiten im Lande kommen ihnen so gesehen gerade recht. Klammer: "Die Iraner wollen ein System, das ganz anders ist als das der Amerikaner. Da haben wir mit unseren Chipkarten Riesenchancen."(Renate Graber/DER STANDARD, Printausgabe vom 5.8.2005)