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Österreichs Maschinenbauer müssen, um im Wettbewerb zu bestehen, größere Räder als bisher drehen. Oder sich spezialisieren

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Wien – "Weichen" oder "wachsen". Diese zwei Möglichkeiten sieht Unternehmensberater und Sanierungsmanager Anton Stumpf (Elias) für den heimischen Maschinenbau. Bleibt alles, wie es ist, sieht er schwarz für diese Schlüsselbranche, die immerhin 70.000 Beschäftigte und 12,4 Mrd. Euro Wertschöpfung auf die Waage bringt.

2004 belegte der Maschinenbau mit 158 Insolvenzen (plus 5,7 Prozent) bereits Rang fünf der österreichischen Insolvenzstatistik, mit Passiva in Höhe von 269,3 Millionen Euro sogar den dritten Platz. Tendenz steigend, wie Stumpf glaubt, denn die Motorenindustrie verzerre die Statistik enorm. "Ohne Opel, Magna etc. bleiben von den 12,4 Milliarden Euro Wertschöpfung nur drei übrig." Und auch die seien gefährdet, speziell wenn sie aus den oft in Familienbesitz befindlichen Betrieben im Sondermaschinenbau stammen (rund 1,5 Mrd. Euro Wertschöpfung). Diese Unternehmen leiden unter steigendem Preisdruck, können gegen Billiganbieter im Osten nicht (mehr) reüssieren.

Hinzu komme häufig eine zu hohe Abhängigkeit von nicht oder fast nicht wachsenden Handelspartnern in Deutschland und eine reduzierte Investitionsbereitschaft der Kunden. "Zusammen mit steigenden Energie- und Rohstoffkosten wird dieser Mix einige österreichische Maschinenbauer das Leben kosten", befürchtet Stumpf. Er ist Gründer und geschäftsführende Gesellschafter der Linzer Elias-Gruppe, die bei Thonet, Jil Silk und YLine engagiert war, im STANDARD-Gespräch.

Gefährdet sieht Stumpf nach einer Branchenumfrage und -analyse Betriebe,

  • denen ein exportfähiges Produkt fehlt, also auf den österreichischen Markt angewiesen sind;

  • die auf volumsgetriebene Produkte spezialisiertsind, also Masse produzieren, meist "Low-tech"-Maschinenbau;

  • die beim "Produktionstourismus" in Billiglohnländer nicht mitmachten und an teuren Standorten wie Österreich oder Deutschland produzieren.

    Für sie sieht Stumpf nur zwei Möglichkeiten: "weichen oder wachsen", wobei Zweiteres in der Massenproduktion massiven Kapitaleinsatz voraussetzt, um eine kritische Größe oder gar die Marktführerschaft zu erreichen.

    So bleibt einem Betrieb, der unter die Branchenrentabilität gesunken ist, laut Stumpf nur das "Weichen" – also die Spezialisierung auf "Produkte mit hohem Problemlösungscharakter", Spezialisierung auf Service und Erhöhung der Exportfähigkeit. "Mein Produkt darf, was technische Ansprüche, Lieferzeit und Service betrifft, nicht einfach ersetzbar sein", lautet Stumpfs Formel. Denn: "In diesem Fall verliert auch die magische Stückzahl an Bedeutung."

    Die häufig als Hauptproblem kritisierten hohen Lohnkosten in Österreich sieht Stumpf dagegen differenziert: Es brauche mehr Flexibilität, um Spitzenzeiten abfedern zu können. Mit einem Anteil von 32 Prozent seien die Lohnkosten aber nur ein Produktionsfaktor, so der Sanierer. (Luise Ungerboeck, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 6./7.8.2005)