Shfaram - Rund 20.000 arabische Israelis haben am Freitag ihren vier am Vorabend von einem jüdischen Extremisten getöteten Landsleuten das letzte Geleit gegeben. Die beiden 21 und 23 Jahre alten Schwestern Hasar und Dina Turki wurden auf dem moslemischen Friedhof der nordisraelischen Stadt Shfaram beigesetzt, wie eine Reporterin der Nachrichtenagentur AFP berichtete.

Die Menge schwenkte schwarze und palästinensische Fahnen; Trauernde riefen zur nationalen Einheit auf und Parolen wie "Es reicht mit dem Rassismus", "Anti-arabische Agitatoren ins Gefängnis". Anschließend sollten die beiden anderen Opfer, zwei 55 und 56 Jahre alte Christen, bestattet werden.

"Der Terrorismus kam nicht von nirgendwo, er ist ein Produkt einer allgemeinen Stimmung, in der das Vergießen von arabischem Blut nicht abgelehnt wird", sagte Mohammed Barakeh, arabischer Abgeordneter im israelischen Parlament. Die Menschenrechtsorganisation arabischer Israelis (HRA) erklärte, der Anschlag des 19-jährigen Deserteurs sei nicht die Tat eines "verrückten Einzelnen".

Das Attentat in einem Bus hänge vielmehr direkt mit dem "allgemeinen anti-arabischen Rassismus in Israel" zusammen. Dieser sei in den vergangenen Wochen wegen des anstehenden Rückzugs aus dem Gazastreifen noch gewachsen, sagte HRA-Direktor Mohammed Seidan.

Die Beziehungen zwischen den rund 1,2 Millionen arabischen Israelis und der jüdischen Bevölkerungsmehrheit sind gespannt. Vor fünf Jahren brachen Massenunruhen im Norden Israels aus, nachdem Sicherheitskräfte rund ein Dutzend arabische Israelis erschossen hatten, die an pro-palästinensischen Demonstrationen teilgenommen hatten.

Der Todesschütze vom Donnerstag hatte seit mehreren Monaten in einer als ultrareligiös geltenden jüdischen Siedlung gelebt und zählte zur verbotenen rassistischen Kach-Bewegung. Er war nach seiner Tat von einer aufgebrachten Menge gelyncht worden. (APA)