Es ist für den Menschen grundsätzlich lebensgefährlich, kann schwere Umweltschäden hervorrufen und ist dennoch weit verbreitet: das Feuer. Die Welt würde heute völlig anders aussehen, wenn unsere Vorfahren nicht die Angst davor abgelegt hätten. Der Nutzen hat das Risiko eindeutig übertroffen, selbst wenn jährlich 60 Menschen in Österreich an Verbrennungen oder Rauchgasvergiftungen sterben.

Wissen wir (noch) nicht

Wie viele Menschen an den Folgen der Handynutzung sterben, wissen wir dagegen (noch) nicht. Für die Wiener Ärztekammer waren In-vitro-Versuche, bei denen die Strahlung offenbar das Erbgut der Zellen geschädigt hat, aber alarmierend genug, um vor dem sorglosen Umgang mit dem Mobiltelefon zu warnen. Besonders Kinder sind gefährdet, generell sollte man nur wenn unbedingt nötig telefonieren, meinen die Mediziner. Und beteuern gleichzeitig, keine Panik erzeugen zu wollen. Die befürchten verständlicherweise die Mobilfunkkonzerne, würde ein Umstieg auf das Festnetz doch ihre Gewinne schrumpfen lassen. So attackieren sie die Ärzte und beteuern, die Versuche an Zellkulturen lassen sich nicht so einfach auf den lebenden Menschen übertragen. Und verkaufen weiter speziell für Kinder designte Handys.

Keine wirkliche Ahnung

Das Problem ist: Im Gegensatz zu den Frühmenschen, die ja von den Gefahren des Feuers schon vor der Anwendung wussten, haben wir derzeit keine wirkliche Ahnung, ob jeder Anruf das Krebsrisiko erhöht oder ob das nur unbegründete Angst vor dem technischen Fortschritt ist. Eine Nutzen-Risiko-Relation ist daher, wie bei den meisten in den vergangenen 200 Jahren eingeführten Technologien, kurzfristig bedeutend schwerer herzustellen. Es bleibt also die persönliche Entscheidung, ob man das Handyfonieren als Spiel mit dem Feuer sieht oder nicht. (Michael Möseneder, DER STANDARD Printausgabe, 06./07.08.2005)