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Spezialisten begutachten das Wrack des Flugzeug am Hafen von Palermo.

Foto: AP /Alessandra Tarantino
Mindestens 13 Menschen sind bei der Notwasserung eines Flugzeugs der Tunis Air vor Sizilien ums Leben gekommen. 23 Personen haben zum Teil schwer verletzt überlebt. Unglücksursache dürfte ein Motordefekt der Propellermaschine gewesen sein.

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Bei einer Notwasserung eines Linienflugzeugs der tunesischen Fluggesellschaft Tunis Air im Meer vor Palermo sind Samstagnachmittag 13 Menschen gestorben, drei Personen wurden am Sonntag noch vermisst. 23 Opfer konnten gerettet werden, teilte das italienische Fernsehen RAI mit. Bei den Passagieren der nur zur Hälfte besetzten Maschine handelte es sich um Italiener. Vier Crewmitglieder waren Tunesier.

An Bord der Maschine des Typs ATR 72, die von Bari in Süditalien zur tunesischen Urlaubsinsel Djerba unterwegs war, befanden sich insgesamt 39 Personen. Einige der Unglücksopfer wollten ursprünglich ihren Urlaub in Sharm el-Sheikh verbringen, hieß es. Wegen des jüngsten Attentats in der ägyptischen Urlaubshochburg hätten sie in letzter Minute umgebucht.

Zwei Kinder unter Todesopfern

Unter den Überlebenden sind elf Verletzte, darunter der Pilot der Maschine, der Tunesier Chafik Gharbi. Zu den Todesopfern zählen auch zwei Kinder, deren Leichen aus dem Meer geborgen wurden.

Das Flugzeug war bei der Notwasserung in drei Stücke zerbrochen. Die Überlebenden zeigten sich überzeugt, dass sie sich nur retten konnten, weil die Maschine auseinandergebrochen war und so das Entkommen aus dem Wrack möglich wurde. "Wie durch ein Wunder lebe ich noch", sagt etwa die Studentin Ilaria Lo Bosco. Ihr Freund habe sie gerettet und an die Meeresoberfläche gezogen, als das Wasser sich unaufhaltsam in der Maschine ausbreitete.

Mehrere Überlebende seien mit schweren Brandwunden in die Spitäler von Palermo eingeliefert worden. Die Behörden vermuten daher, dass sich während der Notlandung ein Brand an Bord der Maschine entwickelt hat. Boote suchten am Sonntag noch nach Trümmern und den Vermissten. Laut Staatsanwalt dürfte ein Motordefekt die wahrscheinlichste Ursache des Unglücks gewesen sein.

Airport nicht erreicht

Der Pilot sagte, er habe eine Notlandung am Flughafen von Palermo versucht, die Stadt jedoch nicht erreichen können: "Die Motoren haben zunehmend an Kraft verloren, daher ist die Notwasserung missglückt", berichtete er. Das Wrack der Maschine wurde rund 30 Kilometer vor Cap Gallo entdeckt.

Die zivile Luftfahrtbehörde ENAV leitete eine Untersuchung über die Unglücksursache ein. "Es war ein Unglück, wir können einen Terroranschlag ausschließen", versicherte der italienische Verkehrsminister Pietro Lunardi.

Das Flugzeugunglück im Meer vor Palermo mit 19 Toten war nicht der erste schwere Zwischenfall der Probellermaschinen vom Typ ATR. Der letzte Unfall ereignete sich am 12. November 1999. Dabei prallte ein Flugzeug der Gesellschaft Si Fly auf einem Hilfsflug in die Kosovo-Hauptstadt Pristina gegen einen Berg, 24 Menschen starben. 1987 gab es 37 Tote, als eine ATR 42 der Alitalia bei Conca di Crezzo verunglückte.

Papst Benedikt XVI. hat den Angehörigen der Opfer des Flugzeugunglücks sein Beileid ausgesprochen. (red/DER STANDARD; Printausgabe, 8.8.2005)