Linz - Im Österreich-Gedenkjahr weht über dem Linzer "Anschluss-Turm" von Burschenschaftern eine Deutsche Fahne. Das OÖ.Netzwerk gegen Rassismus und Rechtsextremismus sowie das Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstands sind empört. Behörden ermitteln. Den Stadtpolitikern sind aber die Hände gebunden, berichtete der "Kurier" in seiner Sonntag-Ausgabe.

Die Linzer Kulturhistorikerin Edith Friedl war laut Zeitungsbericht "erschüttert". Für Robert Eiter, den Vorsitzenden des OÖ.Netzwerkes gegen Rassismus und Rechtsextremismus ist die Deutsche Flagge "empörend". Zitat Eiter: "Was da beim Anschluss-Turm zum Ausdruck kommt, ist großdeutsch-völkische Ideologie - und österreichfeindlich und staatsvertragswidrig."

Eiter fordere vom Verfassungsschutz und der Stadt Linz, alles zu unternehmen um das - seiner Ansicht nach - ewig gestrige Treiben wieder abzustellen. Ins selbe Horn stößt auch Gemeinderätin Gülcan Gigl (G): "Gerade im Gedenkjahr 2005 ist das eine Zumutung für die Bürger."

Für Heribert Schiedel vom Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes in Wien dient der Anschluss-Turm bis heute dem völkischen, deutschnationalen und teilweise rechtsextremen Milieu als Wallfahrtsstätte und sei als permanenter Verstoß gegen Artikel 4 des Staatsvertrages zu werten.

Vizebürgermeisterin Dolezal: "Turm ist in Privatbesitz"

Vizebürgermeisterin Christiana Dolezal (S) sagte dem Kurier: "Die Kombination aus Anschlussturm, Deutscher Flagge und Burschenschaft ist fatal." Vor allem, weil auf der Außenmauer ein Schild mit dem Logo der Stadt befestigt wurde. Dennoch scheinen ihr, mangels Druckmittel, die Hände gebunden: "Der Turm befindet sich in Privatbesitz und erhält keine Subventionen."

Dolezal will die Besitzer auffordern, zumindest das Linz-Schild abzumontieren und stattdessen eine historisch aufklärerische Zusatztafel anbringen zu lassen. "Zwingen" könne man die Burschenschafter aber nicht. Das Anbringen einer Deutschen Fahne ist gesetzlich nicht verboten. (APA)