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Noch alles offen: Die Deutschen sind unentschlossen...

Foto: APA/dpa/Horst Ossinger
Frankfurt/Main - Der Ausgang der deutschen Bundestagswahl ist offener denn je: In den Umfragen geht das Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen den beiden großen Blöcken - Union und FDP auf der einen Seite sowie SPD, Grüne und Linkspartei auf der anderen - mit leichten Vorteilen für Schwarz-Gelb weiter. Doch mehr als die Hälfte der Deutschen ist sechs Wochen vor dem Urnengang noch immer unentschlossen. Und zugleich wird der Ruf nach einem politischen Wechsel in Deutschland immer leiser.

51 Prozent gegen Regierungswechsel

Nach einer Forsa-Analyse sind inzwischen 51 Prozent der Deutschen gegen einen Regierungswechsel und nur noch 43 Prozent dafür. Ende Mai lag der Anteil der Wechselgegner noch bei lediglich 44 Prozent und der Anteil der Befürworter bei 49 Prozent. Einer Emnid-Umfrage zufolge sind 27 Prozent der Deutschen noch immer "eher unsicher", wem sie am 18. September ihre Stimme geben sollen. Als "völlig unsicher" bezeichneten sich 17 Prozent der Befragten bei der Erhebung im Auftrag des Nachrichtensenders N24.

Knappe Mehrheit für CDU/CSU und Liberale

Wie zuvor schon beim ZDF-Politbarometer sieht auch Emnid derzeit eine knappe Mehrheit für CDU/CSU und Liberale. Bei der Sonntagsfrage kam die Union auf 43 Prozent (plus 1) und die FDP auf 7 Prozent (minus 1). Die SPD liegt laut Emnid unverändert bei 26 Prozent, die Grünen erreichen nach dieser Umfrage momentan 8 Prozent (plus 1). Die Linkspartei konnte erneut um 1 Punkt auf jetzt schon 13 Prozent zulegen.

Positiver Trend für die SPD

Doch vor allem der SPD attestieren die Meinungsforscher derzeit einen positiven Trend: Nach Forsa-Erhebungen für die "Welt am Sonntag" entschlossen sich in der vergangenen Woche rund 652.000 Wähler neu dazu, SPD zu wählen. Dagegen verlor die Union im Vergleich zur Vorwoche 395.000 Anhänger. Jeder Fünfte der neuen SPD-Unterstützer begründete seine Entscheidung mit dem Verhalten von Unionskanzlerkandidatin Angela Merkel, die sich einem zweiten TV-Duell verweigert und mit Äußerungen zu Brutto- und Nettolöhnen für Irritationen gesorgt hatte.

Einziges Fernseh-Streitgespräch scheint Merkel zu schaden

46 Prozent der neuen SPD-Wähler sagten, der Auftritt von Bundeskanzler Gerhard Schröder in der ARD-Sendung "Sabine Christiansen" habe sie für die SPD gewonnen. Nur 14 Prozent der Befragten halten es den Angaben zufolge für einen Sieg Merkels, dass sie nur ein einziges Fernseh-Streitgespräch führt. 37 Prozent der Deutschen sind laut Forsa überzeugt, dass Merkel damit ihrem Ansehen geschadet hat.

Allerdings räumen die Bundesbürger TV-Duellen generell keine so große Bedeutung ein: Nur 31 Prozent halten sie der Emnid-Umfrage zufolge für wichtig, 67 Prozent dagegen sehen sie als generell nicht so wichtig an.

Frust als Wahlmotiv für Linkspartei

Das Hauptmotiv dafür, die Linkspartei zu wählen, ist nach einer weiteren Forsa-Erhebung Frust: 74 Prozent jener, die der Linkspartei ihre Stimme geben sollen, machen dies vor allem aus Enttäuschung über die etablierten Parteien. Zu 63 Prozent nannten sie Protest gegen die bestehenden Verhältnisse als wichtigen Beweggrund für ihr Wahlverhalten.

Unzufriedenheit mit Westerwelle

Im liberalen Lager wächst unterdessen angesichts wenig berauschender Umfragewerte die Unzufriedenheit mit Parteichef Guido Westerwelle. 55 Prozent der FDP-Wähler sind der Ansicht, dass die Partei mit einem anderen Spitzenkandidaten bessere Chancen hätten, wie Infratest dimap für "Die Welt" errechnete. Demnach sind nur 41 Prozent der FDP-Anhänger der Ansicht, Westerwelle sei der beste Mann für den Wahlkampf. (APA/AP)