Aber diese Sachfragen sind nicht entscheidend, nicht für die Bewertung der Frau Landeshauptmann und wahrscheinlich auch nicht für den Wahlausgang. Da geht es um das Offensichtliche: Jeder kann derzeit sehen, dass Klasnic außer Tritt geraten ist. Und dass sie schlecht damit umgehen kann, rundum angefeindet zu werden.
Jahrzehntelang hatte ihr geholfen, dass man sie für naiv gehalten hat: Eine kleine Verkäuferin, die später mit ihrem Mann ein Transportunternehmen aufgebaut hat und bescheiden über Gemeinderat, Bundesrat und Landtag aufgestiegen ist - bis sie, die immer ihre Freundschaften gepflegt und ihre Netzwerke aufgebaut hat, 1988 Wirtschaftslandesrätin (die erste in Österreich) und nach Josef Krainers Niederlage 1995 im Jahr 1996 Landeshauptmann geworden ist.
Keiner traut dieser Frau Böses zu - und lange traute man der 1945 geborenen Politikerin auch kaum das Gute zu, das sie zu leisten imstande war. Die Steiermark hat, dem Wandel in der obersteirischen Industrie zum Trotz, insgesamt gute Wirtschaftsdaten. Klasnic, die viele bei der Übernahme der ersten Position im Land (mit nur 2414 Stimmen Vorsprung) für eine Übergangslösung gehalten haben, ist in ihre Rolle gut hineingewachsen. Sie hat sich beim schweren Grubenunglück von Lassing vor sieben Jahren mediengerecht in der Rolle als "Landesmutter" gezeigt.
Und sie hat daraufhin die Landtagswahlen 2000 spektakulär und gegen den Bundestrend gewonnen.