Wien - Das Projekt Bahnhof Wien-Mitte stößt auf Widerstand. Nicht nur eine Bürgerinitiative, sondern auch die FPÖ-Landstraße macht gegen die geplante Überbauung durch die Bauträger Austria Immobilien G.m.b.H. (B.A.I.) mobil. Zu Unrecht, sagen die Projektbetreiber. Der Neubau solle eine attraktive Ergänzung zur jetzt eher im Argen liegenden Landstraßer Hauptstraße werden. "Wir wollen mit dem geplanten Zentrum Synergien schaffen, von denen auch die Geschäftsleute in der Umgebung und vor allem die Bürger profitieren", erklärte Erich Helm von der Internationalen Projektfinanz (IPF) Montag Abend gegenüber Journalisten. Das neue Gebäude - das vor allem durch seine fünf Türme für Aufsehen sorgt - solle ein "weiterer Schwerpunkt in der Landstraßer Haupstraße" werden. Bei der Vermietung der Geschäftsräume im Einzelhandelsbereich werde man auf einen ausgeglichenen Branchenmix Wert legen, meinte Helm. "Wir werden attraktive Geschäfte und Geschäftstypen einladen, bei uns Flächen anzumieten. Die Zeiten, in denen Einkaufszentren mit Meistbietenden gefüllt wurden, sind vorbei." Insgesamt werden rund 25.000 bis 30.000 Quadratmeter zur Verfügung stehen, auf denen Einzelhandelsgeschäfte, Gastro-Betriebe, Freizeiteinrichtungen und der Bahnhofsbereich untergebracht werden sollen. Großmärkte in den Bereichen Elektronik oder Möbel seien nicht vorgesehen. "Wir wollen Alternativen zu diesen Anbietern in unser Haus bringen", so Helm. Harald Butter von der B.A.I. kann sich einen Großmarkt in dieser Form "auch nicht vorstellen". "Die Geschäfte sollen eher die Nahversorgung decken. Die Kunden kommen ja vor allem mit öffentlichen Verkehrsmitteln. Da sind große Geräte oder Möbel nicht gefragt. Das entspräche nicht dem Zielpublikum." Die Geschäftsflächen werden - im Durchschnitt - rund 70 bis 140 Quadratmeter groß sein. Im vorderen Bereich zum Bahnhof hin würden kleinere Einheiten für Trafiken und Ähnliches geschaffen, so Helm. "Im hinteren Bereich gibt es dann größere Flächen, etwa für den Lebensmittelmarkt Spar, der nach dem Bau auf rund 1.500 Quadratmeter wieder eröffnet wird." Vorstellbar und erwünscht sind von den Projektbetreibern auch Flagship-Stores großer Markenhersteller oder etwa exklusive Möbel-Design-Läden. In den oberen Etagen sind Freizeiteinrichtungen geplant. "Am liebsten in den Bereichen Fitness und Wellness", sagte Helm. Die Intentionen der Gegner stoßen bei den Projektbetreibern auf Unverständnis. "Es hat mehrere Gespräche mit der Bezirksvorstehung und mit den direkten Anrainern aus dem Wohnhaus in der Gigergasse gegeben. Dabei konnten wir durchwegs Übereinstimmung schaffen", erklärte Harald Butter von der B.A.I. In den anderen umliegenden Gebäuden seien vor allem Büros und Geschäfte beheimatet. Bei der Höhe der Türme (zwei Mal 41 Meter, zwei Mal 87 und einmal 97 Meter, Anm.) sei man "bis an die Schmerzgrenze" zurückgegangen. "Es ist auf Wunsch der Anrainer kein einziger Bauteil so geblieben wie er ursprünglich geplant war. Wir sind von den Nachbargebäuden weiter weg gerückt, als es gesetzlich vorgeschrieben ist und wir haben die Dachkanten abgeflacht, damit der Lichteinfall für die Anrainer besser wird", erklärte Butter. Die architektonische Außengestaltung stehe bis jetzt noch nicht ganz fest. Der untere Bereich werde jedenfalls an die Umgebung angepasst, sagte Butter. "Die Türme werden nach oben hin auflösend gestaltet." Soll heißen, dass in den oberen Stockwerken die Fassaden wahrscheinlich vor allem aus Glas bestehen werden. Der Mittelteil, wo die Shopping-Mall beheimatet sein wird, werde nach oben hin - durch ein Glasdach - offen sein. Etwas "hässliches" sei jedenfalls nicht zu erwarten: "Wir wollen die Immobilie ja vermieten. Da können wir nicht etwas unattraktives hinstellen", meinte Butter. Transparenz und Helligkeit werde auch im Inneren des Gebäudes vorherrschend sein, sagte Erich Helm von der IPF. "Wir planen eine großzügige Gestaltung mit einem klaren Blick nach oben, damit man von Anfang an das Angebot im Shopping- und Freizeitbereich überblicken kann." Zur Landstraßer Hauptstraße werde durch das Gebäude "eine Fläche hergestellt". An infrastrukturellen Maßnahmen, die den Weg zur Einkaufsstraße öffnen sollen, werde sich die Investorengruppe beteiligen. Für eine Verbreiterung der Gehsteige und bessere Beleuchtung in der Landstraßer Hauptstraße müsse aber der Bezirk selbst sorgen. Der Zeitplan der Projektbetreiber sieht eine Fertigstellung des Gebäudes bis 2005 oder 2006 vor. Baubeginn soll im Jahr 2002 sein. Das Investitionsvolumen beträgt - inklusive Grundkauf - 4,2 Milliarden Schilling. Verkehrsbelästigungen werde es während des Baus kaum geben, erklärte Projektsprecher Roman Rusy. "Die Baumaterialien werden von unten mit Lkw und Bahn zugeliefert. Vor allem wird sich das auf der Schiene abspielen. Gleiches gilt für den Abtransport des Bauschutts", beruhigte er die Anrainer. Um die Vermietung der Büroflächen machen sich die Betreiber keine Sorgen: "Wir werden die besten Büroflächen in der besten Lage haben", ist sich Butter sicher. Gespräche mit Interessenten gebe es bereits jetzt. Verträge könnten in dieser Projektphase aber noch nicht abgeschlossen werden. Wohnungen werde es im neuen Gebäude wahrscheinlich keine geben. "Das ist aus finanziellen Gründen ausgeschlossen, nicht aber grundsätzlich." Die Quadratmeter-Miete werde nämlich "im oberen Wiener Bereich, dem Standort entsprechend" liegen, erklärte Butter. (APA/Foto: B.A.I.)