Der Betrugsverdacht gegen eine Wiener Apotheke, die unverkäufliche Medikamentenmuster in den Handel gebracht haben soll, wird ein Fall für die Staatsanwaltschaft. In den nächsten Tagen wollen die Ermittler des Bundeskriminalamtes der Anklagebehörde Bericht erstatten und über weitere Schritte beraten.

Wie DER STANDARD berichtete, erhebt ein Informant schwere Vorwürfe gegen eine Wiener Apotheke. Dort sollen mehrere Ärzte über einen längeren Zeitraum unverkäufliche Medikamentenmuster abgeliefert haben - deren Verpackungen dann manipuliert wurden. Denn die Hersteller bringen auf den Schachteln einen Stempel an, der auf die Gratisware hinweist.

Klinikware

In der Apotheke sollen diese Stempel abgekratzt und mit einem Aufkleber verdeckt worden sein. Rückfragen bei einer der Pharmafirmen untermauerten die Vorwürfe: Eine der überklebten Schachteln ist laut Chargennummer so genannte Klinikware, die nur in Spitälern oder Spitalsapotheken verwendet werden darf.

Nach einer Anzeige bei der Wiener Polizei hat mittlerweile das Bundeskriminalamt (BK) die Ermittlungen übernommen. Völlig haltlos dürften die Beschuldigungen nicht sein, immerhin werden die Kriminalisten nun die Staatsanwaltschaft informieren. Dort wird über Ermittlungsaufträge, etwa Hausdurchsuchungen, entschieden.

"Aufwandsentschädigung"

Die drohen HNO-Ärzten vorerst nicht, allerdings könnte vonseiten der Krankenkassen Ungemach kommen. Wie berichtet, stehen die Mediziner in der Kritik, weil sie von Hörgeräteherstellern für jeden verschriebenen Apparat 60 bis 70 Euro bezahlt bekommen - als "Aufwandsentschädigung" für Beratung und Feinabstimmung. Seit mehr als eineinhalb Jahren tagt ein von Kassen, Hauptverband und öffentlichen Unfall- und Pensionsversicherern beschickter Arbeitskreis, der versucht, den Zahlungsmissstand zu beseitigen. (Michael Möseneder/DER STANDARD; Printausgabe, 8.8.2005)