Wien - Alte Börsianer betonen gerne, dass die Kurse nicht in den Himmel wachsen. Zumindest nicht ohne Pause. Und meist kommt irgendwann ein kräftiger Knick. Um dem vorzubeugen, gibt es an der Börse das Instrument der Stop-Loss-Order. Damit sollen Kursgewinne quasi automatisch abgesichert bzw. größere Verluste vermieden werden. Ob ein Stop-Loss bei jeder Aktienposition sinnvoll ist, hängt vom Typ des Investors ab: Ist er längerfristig orientiert, von einem Unternehmen überzeugt und erwartet eine langfristig erhebliche Wertsteigerung, läuft er Gefahr, bei einer Stop-Loss-Order, wenn sie zu knapp gesetzt ist, seine Position - aufgrund tagesaktueller Einflüsse - zu verlieren. Bei fundamentalen Änderungen bleibt meist genügend Zeit, die Situation neu zu bewerten, um entsprechende Schlussfolgerungen zu ziehen. Für Anleger mit einem mittel- oder langfristigen Investitionsziel ist daher die Stop-Loss-Order nur bedingt geeignet. Anders dagegen beim kurzfristigen, trading-orientierten Investor. Für ihn ist eine Stop-Loss-Order ein wichtiges Werkzeug, um schon beim Eingehen einer Position das Verlustrisiko zu beschränken.

Zwei Varianten

Bei einer Stop-Loss-Order gibt es zwei Varianten: Beim Stop-Market-Order wird, sobald ein Kurs bei der festgesetzten Marke zustande kommt, der Auftrag als Bestensauftrag ins Auftragsbuch gestellt und durchgeführt. Das kann auch bedeuten, dass der Verkauf erst zu einem wesentlich tieferen Kurs ausgeführt wird. Anders beim Stop-Limit-Order: Sobald das vorgegebene Preislimit (Stop-Limit) erreicht ist, wird die Order als limitierter Auftrag ins Auftragsbuch gestellt. Das Limit kann auch über oder unter dem Stop-Limit liegen. Verkauft wird also nicht um jeden Preis. Nachteil: Man kann auch auf seinen Aktien sitzen bleiben, wenn der Kurs das Limit nicht erreicht. Stop-Limit-Orders sind allerdings nicht bei allen Banken im Programm, weiß Thomas Rainer von der Wiener Börse.

Strategien

Eine absolute Regel, wo der Stop gesetzt werden soll, gibt es nicht, lediglich nützliche Strategien: z. B. das Stop-Loss-Limit knapp unter den Kurs zu setzen, wo die Aktie ihren positiven Trendkanal oder eine gleitende Durchschnittslinie (z. B. 100- oder 200-Tage-Kursdurchschnitt), nach unten durchbricht. Das bedeutet auch, die Stop-Order immer wieder anzupassen, was Spesen kostet. Grundsätzlich sollte man die Stop-Limits bei steigenden Kursen nach oben anpassen, aber niemals bei fallenden Kursen herabsetzen oder gar stornieren. Eine andere Strategie wäre, sich am letzten markanten Kurstief zu orientieren und das Limit etwa fünf Prozent darunter anzusetzen. Auf die Volatilität und das Umsatzvolumen der Aktie muss ebenfalls geachtet werden. Bei Aktien mit großer Schwankungsbreite sollte die Stop-Marke nicht zu knapp gesetzt werden. Wobei vor allem bei der Stop-Market-Order auf die Größe der Position im Verhältnis zum durchschnittlichen Handelsvolumen der Aktien zu achten ist. Sonst könnte es passieren, dass mit dem Abstoßen der eigenen Positionen der Preis unnötig ruiniert wird. (Nikolaus Dolenz, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 08.08.2005)