New York - Der frühere Leiter des UNO-Hilfsprogramms für den Irak, Benon Sevan, ist Korruptionsvorwürfen einer Untersuchungskommission zuvorgekommen und hat am Sonntag seinen Posten bei den Vereinten Nationen aufgegeben. Die unabhängige Kommission unter der Leitung des früheren Präsidenten der US-Notenbank, Paul Volcker, will am Montag ihren dritten Zwischenbericht vorlegen. Darin werde Sevan beschuldigt, rund 150.000 Dollar (121.261 Euro) Schmiergeld für ein Ölgeschäft erhalten haben. Die von den Vereinten Nationen (UN) eingesetzte Kommission unter Leitung des früheren US-Notenbankchefs Paul Volcker empfahl daher am Montag in ihrem dritten Zwischenbericht, die Immunität von Benon Sevan offiziell aufzuheben. In der Zwischenzeit ist Generalsekräter Kofi Annan dem nachgekommen, damit Sevan wegen der Korruptionsvorwürfe strafrechtlich verfolgt werden kann.

Zudem soll der 67-jährige Zypriote die Zusammenarbeit mit der Kommission verweigert haben. Sevan bestritt die Vorwürfe. UNO-Generalsekretär Kofi Annan und dessen Mitarbeitern warf er vor, ihn zum Sündenbock machen zu wollen.

Annan hebt Immunität auf

UN-Generalsekretär Kofi Annan hat inzwischen die diplomatische Immunität der beiden UN-Beamten aufgehoben. Die Vereinten Nationen würden rückhaltlos mit der amerikanischen Staatsanwaltschaft kooperieren, erklärte Annans Kabinettschef Mark Malloch Brown am Montag vor Journalisten.

"Anschuldigungen sind falsch"

"Die Anschuldigungen sind falsch und Sie, der Sie mich seit all den Jahren kennen, sollten dies wissen", schrieb Sevan, der 40 Jahre für die UNO arbeitete, an Annan. "Ich verstehe voll und ganz den Druck, unter dem Sie stehen, und, dass es jemanden gibt, der Ihre Reputation wie auch die meine zerstören will. Aber mich aus politischem Kalkül zu opfern, wird unsere Kritiker nicht besänftigen und weder Ihnen noch der Organisation helfen."

Ende März hatte die unabhängige Untersuchungskommission Annan von Korruptionsvorwürfen im Zusammenhang mit dem Öl-für-Lebensmittel-Programm entlastet. Die Vorwürfe hatten den Generalsekretär massiv unter Druck gebracht, wenngleich keiner der 191 UNO-Mitgliedstaaten seinen Rücktritt gefordert hatte.

Das Hilfsprogramm sollte die Auswirkungen der UNO-Sanktionen, die nach dem irakischen Einmarsch in Kuwait 1990 verhängt worden waren, für die irakische Bevölkerung mildern. Im Rahmen des Programms war es dem Irak unter dem damaligen Präsidenten Saddam Hussein zwischen Dezember 1996 und November 2003 gestattet, Öl zu exportieren und die Milliardeneinnahmen daraus für Nahrung und Medikamente zu verwenden. Volcker zufolge hat der irakische Machthaber aber auch Milliarden-Beträge an dem Programm vorbei bezogen. (APA/Reuters)