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Foto: APA/Gindl

Die Verträge zur Übernahme des viertgrößten österreichischen Mobilfunkbetreibers tele.ring durch den Marktzweiten T-Mobile Austria waren noch nicht unterzeichnet, der Kampf um die Wechselkunden hat jedoch schon begonnen. Telekom-Experten schätzen, dass etwa ein Fünftel der bisherigen tele.ring-Kunden auf Grund der veränderten Eigentümerverhältnisse zu einem Anbieter wechseln könnten. Größter Nutznießer davon könnte One sein.

"Wer sich nicht kaufen lassen will"

"Wer sich nicht kaufen lassen will, nutzt unser Übernahmeangebot: 333 extra Freiminuten, 0 Euro Aktivierungsentgelt, gratis Rufnummernmitnahme", heißt es in einem seit Tagen in mehreren Tageszeitungen geschalteten, großflächigen Inserat des Mobilfunkanbieters "3" (Hutchison). Im Radio läuft derzeit eine Werbung der One-Diskonttochter "Yesss!" nach dem Motto "Niemand weiß, wie lange es den Formel 10-Tarif von tele.ring noch geben wird. Eins ist sicher: mit Yesss! handyphonieren sie um 9 Cent in alle Netze, auch morgen noch".

Kein ungenutzer Tag

Im heiß umkämpften österreichischen Handymarkt haben die beiden T-Mobile-Mitbewerber One und Hutchison keinen Tag ungenutzt verstreichen lassen, um jene mit den neuen Eigentümern unzufriedenen tele.ring-Kunden zu einem Betreiberwechsel zu bewegen. Und dieses Potenzial dürfte gar nicht so gering sein. Etwa 20 Prozent der tele.ring-Kunden, rund 200.000 Personen, könnten angesichts des Eigentümerwechsels zu einem neuen Anbieter wechseln, schätzen Telekomexperten auf APA-Anfrage. Dieser Anteil könnte sogar auf bis zu 30 Prozent steigen.

"Yesss!"

Der drittgrößte Anbieter One könnte mit seiner Diskonttochter "Yesss!" dabei der größte Nutznießer sein – allerdings nur dann, wenn er eine geschickte Strategie fährt, meinen die Experten. In geringerem Maße profitieren könnte auch der UMTS-Anbieter "3". Der zu erwartende Kundenwechsel werde nicht auf einmal, sondern eher sukzessive passieren.

Auch bei tele.ring selbst rechnet man nach dem Verkauf mit der Abwanderung von Kunden. "Die Konkurrenz braucht nur die Türe aufmachen", meinten Mitarbeiter vergangene Woche bei den lautstarken Protesten gegen den Verkauf. Einigen Kunden hätten in Sympathieerklärungen bereits einen Wechsel angedeutet, hieß es in der Belegschaft.

friedliche Koexistenz zwischen T-Mobile und Mobilkom Austria

Der österreichische Handymarkt wird auch nach der Konsolidierung durch die tele.ring-Übernahme durch T-Mobile im übrigen weiter heiß umkämpft bleiben, meinen die Experten. Eine friedliche Koexistenz zwischen T-Mobile und Mobilkom Austria werde es auch künftig nicht geben, da die Mobilkom über zahlungskräftigere Kunden – auch im Geschäftskundenbereich – verfüge, die einen höheren monatlichen Umsatz (ARPU) generieren würden, und T-Mobile künftig erst recht den Kampf um diese Kunden eröffnen werde, hieß es zur APA.

Bewegung

Mit aktuell 3,3 Millionen Kunden kam die Mobilkom Austria 2004 auf einen Umsatz von 1,68 Mrd. Euro und dabei einen Gewinn (EBITDA) von 593 Mio. Euro erwirtschaftet. T-Mobile und tele.ring haben mit zusammengerechnet 3,14 Millionen Kunden im Vorjahr gemeinsam nur 1,36 Mio. Euro umgesetzt, bei einem Gewinn von 359 Mio. Euro.

Größere Bewegungen am Geschäftskundenmarkt erwartet sich die Branche, wenn im zweiten Halbjahr die Handy-Rufnummernmitnahme samt Vorwahl auch für Firmennetzwerke möglich wird. (APA)