Grafik:Lok Moskau
Moskau/Wien - Auf den österreichischen Meister SK Rapid wartet in der entscheidenden Phase der Champions-League-Qualifikation ein Gegner, mit dem Österreichs Fußball noch eine Rechnung offen hat. Lok Moskau war 2001 für den FC Tirol (3:1 daheim, 0:1 auswärts) und ein Jahr später für den GAK (2:0 auswärts, 3:3 daheim) der Stolperstein auf dem Weg in die Eliteliga und hat damit maßgeblichen Anteil daran, dass im Kreis der besten Teams des Kontinents seit 2000/01 kein ÖFB-Vertreter mehr zu finden war.

In der Millionen-Liga etabliert

Neben dem zweimaligen Einzug über österreichische Mannschaften sicherte sich Lok auch 2003/04 das Ticket für die Champions League, in der die Russen sogar bis ins Achtelfinale vordrangen und dort erst auf Grund der Auswärtstorregel am späteren Finalisten AS Monaco scheiterten. Das Jahr zuvor war erst in der mittlerweile wieder abgeschafften Zwischenrunde Endstation, wieder ein Jahr früher hieß es bei der Premiere in der Millionenliga schon in der Vorrunde Abschied nehmen.

Bereits in den 90er-Jahren hatte der Hauptstadt-Klub im Europacup für Furore gesorgt, als er im Cup der Cupsieger jeweils bis ins Semifinale kam. Im Vergleich dazu waren die Erfolge der Moskauer, die nach ihrer ersten Niederlage im 21. Saisonspiel am Samstag bei Rubin Kasan noch immer acht Punkte in Führung liegen, auf nationaler Ebene bis vor kurzem eher bescheiden.

Klub der Oktober-Revolution

Der 1923 als "KOR" (Klub Oktober-Revolution) gegründete Verein, 1936 in Lokomotiv Moskau umbenannt, fuhr zwar auf Anhieb 1936 den sowjetischen Cupsieg ein, in den Jahrzehnten danach war Lok aber zumeist nur eine "Fahrstuhlmannschaft", mehr als der zweite Cup-Sieg 1957 schaute zunächst nicht heraus.

Erst in den 90er-Jahren etablierte sich der zuvor stets im Schatten von Dynamo, Torpedo oder CSKA stehende Klub endgültig als Spitzenmannschaft in Russland. Vorerst musste sich Lok noch mit den Cupsiegen 1996,1997,2000 und 2001 zufrieden geben, ehe 2002 der erste Meistertitel folgte, der 2004 (in Russland wird eine Ganzjahresmeisterschaft mit Saisonfinish im Herbst gespielt) auch dank eines selbst für russische Verhältnisse beachtlichen Budgets wieder gewonnen wurde.

Größtenteils vom Staat finanziert

Finanziert wird der Eisenbahner-Klub vom russischen Verkehrsministerium, das rund 60 Prozent des angegebenen Etats von über 40 Mio. Euro (Rapid ca. 11,5 Mio. Euro) beisteuert. Das Budget ist nach offiziellen Angaben das zweithöchste in der neureichen russischen Liga hinter Dynamo (knapp 45 Mio. Euro).

Als Präsident fungiert Waleri Filatow. Seine Impulsivität führte im vergangenen April zum Abgang des langjährigen Erfolgstrainers Juri Sjomin, der danach Teamchef wurde. "Er sagte mir immer, dass wir uns diesen und jenen Spieler nicht leisten können, aber mir ist das egal. Wenn mir ein Spieler gefällt, dann kaufe ich ihn", erklärte er das Zerwürfnis mit seinem ehemaligen Coach, dessen Nachfolger Wladimir Eschtrekow wurde.

Gewachsenen Mannschaft

Trotz der Investitionsfreudigkeit des Präsidenten setzt Lok aber nicht auf eine wild zusammengekaufte Truppe. So gehören sieben Spieler, die vor drei Jahren gegen den GAK im Einsatz waren, noch immer zum Stamm der Mannschaft, darunter international renommierte Spieler wie Owtschinnikow, Jewsejew, Loskow oder Maminow. Ergänzt wurde der starke Kader in der Zwischenzeit unter anderem mit dem brasilianischen Ex-Roma-Kicker Lima oder Stürmerstar Dmitri Sitschew, der gegen Rapid allerdings zumindest im Hinspiel verletzungsbedingt fehlt.

Mit Ruslan Pimenow (wechselte nach Metz) hat jedoch ein in Österreich bekannter Lok-Kicker dem Rapid-Gegner nach der vergangenen Saison den Rücken gekehrt. Der 23-Jährige hatte am 22. August 2001 beim 1:0 für die Russen in Innsbruck zwei Mal Gelb, aber nicht Rot gesehen - der 1:0-Sieg im daraus resultierenden Wiederholungs-Rückspiel war für die Tiroler jedoch zu wenig und läutete endgültig deren finanziellen Niedergang ein. (APA)