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Montage: derStandard.at/Fotos: APA, Reuters
Wien - Die Karriere von Rapid-Kapitän Steffen Hofmann im österreichischen Fußball-Nationalteam wird von FIFA-Juristen entschieden. An und für sich keine Neuigkeit, doch das Verfahren gestaltet sich weit schwieriger als bei der Präsentation des Mittelfeldspielers durch den ÖFB am 21. Juli dargestellt worden war, wie Präsident Friedrich Stickler und Generalsekretär Alfred Ludwig am Montag auf einer Pressekonferenz bestätigten.

Einbürgerung liegt auf Eis

Der für Dienstag eingebrachte Antrag des Deutschen auf Doppel-Staatsbürgerschaft im Ministerrat wurde zurückgezogen, womit ein Debüt des Mittelfeldspielers für die Schottland-Partie am 17. August unmöglich ist. Durch die nun bekannt gewordenen Komplikationen auf Grund des Einsatzes Hofmanns für die deutsche Auswahl bei der U17-WM 1997 in Ägypten ist aber nicht nur die Teilnahme des 24-Jährigen an der entscheidenden WM-Quali-Partie am 3. September in Polen gefährdet: Es steht derzeit noch in den Sternen, ob Hofmann jemals für Österreich spielen kann.

Die neuen FIFA-Statuten (Nationenwechsel nur bis 21. Lebensjahr möglich, danach nur, wenn er noch kein Länderspiel im Rahmen eines offiziellen Wettbewerbs bestritten hat) würden einen ÖFB-Teamauftritt Hofmanns wohl einen Riegel vorschieben. Der ÖFB beruft sich hingegen auf die FIFA-Zirkularien, die laut Stickler einen Monat später "nachgeschossen wurden, um die Statuten zu erklären". FIFA-Zirkular Nummer 877 spricht nur von absolvierten A-Länderspielen als Hinderungsgrund. "Der ÖFB hofft und glaubt fest daran, dass 347 Minuten Einsatz eines Minderjährigen im Alter von 17 Jahren nicht als Hinderungsgrund für seine Zukunft in der Nationalmannschaft seiner neuen Heimat herangezogen werden können", hieß es in einer Aussendung des Verbands.

Die "Causa Hofmann" wurde mittlerweile also zu einer komplexen Rechtsangelegenheit, die offenbar mit einem Missverständnis begann. Zunächst war der ÖFB noch von einem "beschleunigten Verfahren" über die für Nationalmannschafts-Wechsel zuständige FIFA-"Kommission für den Status der Spieler" ausgegangen, was dem Verband nach eigenen Angaben in einer ersten Kontaktaufnahme auch zugesichert worden war. Daher glaubten die Österreicher an eine Einsatzberechtigung von Hofmann schon für das Schottland-Match.

Kein "beschleunigtes Verfahren"

Wunschszenario des ÖFB wäre gewesen, dass der Kommissionsvorsitzende mit einer alleinigen Entscheidung das Verfahren beschleunigt sowie schnell abgeschlossen hätte und sich sein Urteil erst im Nachhinein vom Präsidium hätte bestätigen lassen. So eine Vorgehensweise wird aber nur gewählt, wenn der Fall klar gelagert ist - was bei Hofmann nicht der Fall ist, wie dem ÖFB am vergangenen Dienstag signalisiert wurde.

Die FIFA steht auf dem Standpunkt, dass die Kommission, mit Mitglieder aus aller Welt, über das ÖFB-Gesuch entscheiden muss. Wann die Kommission zusammentritt, ist freilich noch nicht fix. Der nächste FIFA-Kongress ist für den 12. September in Marrakesch angesetzt - zu spät für das Polen-Spiel zu spät wäre.

Das ist aber noch lange nicht das einzige Problem: Für den Antrag auf Spielgenehmigung verlangt die FIFA offensichtlich den Staatsbürgerschaftsnachweis von Hofmann. Der Ministerrat will den Rapid-Kapitän wiederum erst dann einbürgern, wenn feststeht, dass er auch wirklich für Österreich spielen kann. Abhilfe soll laut Ludwig eine Garantie des Ministerrats schaffen, wonach Hofmann eingebürgert wird, sobald die FIFA-Erlaubnis vorliegt.

Teufelskreis

Die Statuten der FIFA sehen vor, dass "nach Einreichung des Gesuchs der Spieler nicht mehr berechtigt ist, für die bisherige Verbandsmannschaft zu spielen". Im schlimmsten Fall könnte Hofmann also weder für Österreich noch für Deutschland spielen - eine Regelung, die Ludwig für "grobes Unrecht" hält.

Genau an diesem Punkt setzt die Strategie des ÖFB an. Schon in den kommenden Tagen will Ludwig von der FIFA eine Bestätigung bekommen, dass Hofmanns DFB-Einsatzberechtigung nur für die Dauer des Verfahrens erlischt. Sollte der Wunsch in Erfüllung gehen, müsste die FIFA wiederum das Verfahren auch ohne den Staatsbürgerschafts-Nachweis von Hofmann beginnen.

Vorsitzender der entscheidenden "Kommission für den Status der Spieler" ist Gerhard Mayer-Vorfelder, der aber als Deutscher befangen ist. Daher werden entweder der US-Amerikaner Chuck Blazer oder der Tunesier Slim Aloulou den Vorsitz führen.

Sowohl Stickler als auch Ludwig verteidigten die Vorgehensweise, Hofmann schon frühzeitig als neuen Spieler präsentiert zu haben: "Wenn ein klar definiertes Papier wie das Zirkular existiert, in dem klar steht, dass nur A-Länderspiele ein Problem sind, glaubt man das", sagte der ÖFB-Boss, gab aber zu, in seiner Einschätzung "vielleicht etwas zu optimistisch" gewesen zu sein. (APA/red)