Frankfurt/Oder - Der Innenminister des deutschen Bundeslands Brandenburg und CDU-Chef Jörg Schönbohm hat eingeräumt, mit den umstrittenen Äußerungen zu Gewaltursachen in Ostdeutschland den Wahlkampf seiner Partei geschwächt zu haben. Er habe das Thema nach dem Fund von neun Babyleichen eigentlich aus dem deutschen Wahlkampf heraushalten wollen, sagte Schönbohm am Montag in Frankfurt (Oder).

"Aber jetzt ist es im Wahlkampf." Selbstkritisch bemerkte der 67-Jährige: "Was geschehen ist, hat der CDU geschadet. Ob ihr es auch in den nächsten sechs Wochen schadet, hängt davon ab, wie wir gemeinsam damit umgehen."

In Brieskow-Finkenheerd (Brandenburg) waren kürzlich die Überreste von neun getöteten Säuglingen entdeckt worden, deren Mutter unter dringendem Tatverdacht steht. Weder Familienangehörige noch Nachbarn wollen etwas von den Schwangerschaften und Tötungen bemerkt haben. Daraufhin hatte Schönbohm das SED-Regime und dessen "erzwungene Proletarisierung" zu DDR-Zeiten als eine Hauptursache für Werteverlust und Gewaltbereitschaft in Ostdeutschland genannt. Anschließend hagelte es Kritik und Rücktrittsforderungen.

"Ich habe mich entschuldigt", betonte der Minister. Seine Formulierung sei verkürzt und irreführend gewesen. "Und das war ein Fehler." Er habe die Menschen aufrütteln, aber nicht beleidigen und verletzen wollen. Die vielen Reaktionen und Briefe, die er erhalten habe, hätten ihn nachdenklich gestimmt, sagte Schönbohm. Mit der Äußerung habe er das Unfassbare über mehrere von Bürgern nicht bemerkte Straftaten in Brandenburg ausdrücken wollen. Dieses Problem des Wegsehens müsse gelöst werden.

Unterdessen nahm der CDU-Bundestagsabgeordnete und Außenpolitik-Experte Friedbert Pflüger Schönbohm in Schutz. Zwar habe dieser einen schweren Fehler begangen, angesichts seines "jahrzehntelangen Engagements für die Menschen in den neuen Bundesländern" sollte aber seine Entschuldigung akzeptiert werden. (APA/dpa)