Jerusalem - Israels Premier Ariel Sharon hat seinen Stellvertreter Ehud Olmert zum neuen Interims-Finanzminister ernannt. Das Parlament hat Olmert noch nicht das Vertrauen ausgesprochen. Der Likud-Politiker tritt die Nachfolge von Benjamin Netanjahu an, der sein Amt am Sonntag aus Protest gegen den geplanten israelischen Abzug aus dem Gazastreifen niederlegte.

Der 59-Jährige gilt als einer der engsten Verbündeten Sharons und hat diesen stets in den Plänen zum Gaza-Abzug unterstützt. Olmert ist in der Vergangenheit immer wieder mit Hardlinern wie Netanjahu aneinander geraten. Der Rücktritt Netanjahus, einer der größten innerparteilichen Rivalen Sharons, hatte an der Börse in Tel Aviv einen Kursabschlag von mehr als fünf Prozent zur Folge. Sharon will den Gaza-Rückzug ungeachtet des drohenden Likud-Machtkampfs durchziehen.

"Dieser Rücktritt wird keine Auswirkung auf die Durchführung des Abzugsplans haben", sagte ein Mitarbeiter Sharons am Montag. "Es wird auch keine Verzögerung geben." Israel will von Mitte August an alle 21 jüdischen Siedlungen im Gazastreifen sowie vier der rund 120 Siedlungen im Westjordanland räumen. Nach Netanyahus Rücktritt ging der Anteil der Befürworter des Abzugs laut einer Umfrage der Tageszeitung Yedioth Ahronoth von 58 auf 55 Prozent zurück. Laut Regierung haben knapp 60 Prozent der Gaza-Siedler ihre Bereitschaft zur Räumung signalisiert.

Indes nahm die israelische Polizei neun Personen fest, die Aktivisten der Siedlerbewegung in den Gazastreifen geschleust haben sollen. Bereits am Sonntag waren drei nationalistische Extremisten in Vorbeugehaft genommen worden. (DER STANDARD, Printausgabe, Reuters, dpa, AFP, 9.8.2005)