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Teile der Unglücksmaschine wurden aus dem Meer gefischt; Experten prüfen, ob schmutziger Sprit die Motoren absterben ließ. Italien diskutiert über die Sicherheit von Charterflugzeugen.

Foto: epa
Schmutziger Treibstoff könnte für das Flugzeugunglück im Meer vor Palermo verantwortlich sein, bei dem am Samstag mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen sind. Am Montag wurden noch drei Personen vermisst.

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Die Staatsanwälte in Palermo schließen nicht aus, dass Treibstoff schlechtester Qualität für einen Motordefekt verantwortlich sein könnte, der zur missglückten Notwasserung eines Linienflugzeugs der tunesischen Fluggesellschaft Tuninter im Meer vor Palermo geführt hat. Möglich sei auch, dass Wasser in den Treibstoff geraten ist, berichten italienische Medien. 13 Menschen sind bei dem Unglück gestorben, zwei wurden auch am Montag noch vermisst.

Die Maschine des Typs ATR 72 war von der italienischen Hafenstadt Bari aus zu einem Flug auf die tunesische Ferieninsel Djerba gestartet. Beide Motoren des Flugzeuges fielen aus.

Die Maschine stand seit 13 Jahren im Einsatz, zuletzt war sie im März inspiziert worden. Tuninter, eine Tochtergesellschaft der Tunisair, fliegt in der Regel innerhalb Tunesiens, setzt ihre Maschinen aber auch für Charterflüge nach Italien, Malta und Südfrankreich ein. Der tunesische Pilot, der schwer verletzt in einem Krankenhaus von Palermo liegt, hat 25 Jahre Flugerfahrung. Aufschluss über die genaue Unglücksursache könnten die Flugschreiber bringen, die jedoch noch nicht gefunden wurden.

Drei Vermisste

Das Meer ist an der Absturzstelle 1200 Meter tief. In der Nacht zum Montag wurde der Rumpf des Flugzeugs geborgen. Eine Tragfläche war noch intakt. Cockpit und Heck sanken sofort, an Rumpf und Flügeln hatten sich einige Insassen festgeklammert, bis sie gerettet wurden. Ermittler befürchten, dass die Leichen der drei Vermissten an den Stränden von Palermo, die derzeit mit Badenden überfüllt sind, auftauchen könnten.

Elf Menschen befanden sich am Montag noch schwer verletzt im Krankenhaus. Bei den Opfern handelt es sich mehrheitlich um junge Paare, die sich für einen Billigurlaub auf Djerba entschieden hatten.

Das Flugzeugunglück sorgte in Italien für Kritik an der Sicherheit der Charterflüge, die in der Sommerzeit massenhaft in Richtung exotischer Urlaubsziele starten. In einem Bericht an das Parlament hatte die Agentur für die Sicherheit der zivilen Flüge vor Problemen mit außereuropäischen Fluglinien gewarnt, die Zahl der Pannen nehme ständig zu. Der Absturz der ATR 72 ist das schwerste Flugzeugunglück in Italien seit 2001. Damals starben beim Zusammenstoß zweier Maschinen auf dem Flughafen Mailand 118 Menschen. Seit Beginn des Jahres 2005 kamen bei Flugunfällen weltweit 397 Personen ums Leben. (APA/DER STANDARD; Printausgabe, 9.8.2005)