Ein europäischer Gefangener liebt eine schöne Sklavin, der tückische Haremswächter kommt ihnen auf die Schliche, aber ein human gesonnener Sultan begnadigt sie und schenkt ihnen die Freiheit. Ein deutsches Singspiel von Wolfgang Amadeus Mozart, aber nicht die bekannte "Entführung aus dem Serail", sondern ein 1778 entstandener Vorläufer namens "Zaide". Bei den Donaufestwochen im Strudengau kann man diese Rarität im Burghof des oberösterreichischen Städtchens Grein erleben. "Zaide" ist ein Stück ohne Anfang und Ende - also behilft sich die Greiner Intendantin Michi Gaigg mit einer Ouvertüre des Mozart-Zeitgenossen Josef Myslivecek und einem Schlusschor von Johann Anton André. Dazwischen stehen zehn Arien, ein Duett, ein Terzett, ein Quartett und zwei Melodramen, alles von Mozart vollständig und aufführungsfertig ausgearbeitet. Die Greiner Regisseurin Andrea Haupt hat recht bunt inszeniert, ein paar komische Szenen eingeflochten und belebt die Statik der Textbuchhandlung durch Auftritte aus dem und im Zuschauerraum. Unter den jungen Sängern, die alle aus Österreich und Bayern stammen, lassen vor allem Daniel Johannsen als Sultan Soliman und Dieter Kschwendt-Michel als Osmin aufhorchen. (hast/DER STANDARD, Printausgabe, 09.08.2005)