Wie die "New York Times" am Dienstag berichteten, schließen die USA nicht aus, dem neuen iranischen Präsidenten, der im kommenden Monat vor der UNO-Vollversammlung in New York sprechen will, ein Visum zu verweigern. Grund sei die angebliche Verwicklung des Politikers in die Geiselnahme amerikanischer Diplomaten in Teheran vor 25 Jahren. Das iranische Außenministerium warnte am Dienstag vor einem "großen Fehler". US-Außenamtssprecher Adam Ereli hatte zuvor in Washington gesagt, eine Entscheidung über ein Visum müsse gründlich abgewogen werden. "Wir bewerten die Visaanfrage unter Berücksichtigung unserer Verantwortung für das UNO-Hauptquartier, aber auch mit Respekt für die früheren Geiseln."
Fünf Ex-Geiseln hatten nach eigenen Angaben Ahmadinejad als einen der Führer der Botschafts-Geiselnehmer 1979 wiedererkannt. Ereli räumte ein, dass Visa für die UNO-Vollversammlung nicht nur an Verbündete der USA vergeben werden dürften. Es gebe aber ernst zu nehmende Informationen, dass Ahmadinejad "in eine Geiselnahme verwickelt ist, die gegen jedes internationale Recht verstößt. Und das ist bei der Visaentscheidung ein wichtiges Kriterium."
Der Sprecher des iranischen Außenministeriums, Hamid-Reza Assefi, kritisierte die amerikanischen Haltung scharf. "Falls die USA nicht die Gäste der Vereinten Nationen betreuen können, hat das Land auch keine Befugnis, Ort einer internationalen Organisation wie den Vereinten Nationen zu sein. Weder politisch noch rechtlich haben die USA das Recht, das Visum zu verweigern, und wir hoffen, dass die USA solch einen großen Fehler nicht begehen werden."
Die "Financial Times" hatte am Freitag berichtet, die Entscheidung Washingtons hänge vom Ausgang der Untersuchung zu einer möglichen Verwicklung Ahmadinejads in die Geiselnahme in der Teheraner US-Botschaft ab. In dieser Untersuchung gehen Experten auch dem Vorwurf nach, der heutige Staatspräsident habe etwas mit der Ermordung kurdischer Oppositioneller in Wien 1989 zu tun. Teheran hat jede Verwicklung Ahmadinejads in beiden Fällen dementiert.