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Cheibani Wague starb am 15. Juli 2003 unter aufklärungsbedürftigen Umständen im Wiener Stadtpark

Foto: APA/Günter Artinger
Wien - Im Prozess um den Tod des im Wiener Stadtpark ums Leben gekommenen Cheibani Wague sorgt die Bestellung eines Gutachters für gewisse Irritationen. Die Wiener Stadtzeitung "Falter" kritisiert in der aktuellen Ausgabe, dass mit Rudolf Pföhs ausgerechnet ein Beamter des Innenministeriums darüber Auskunft geben soll, ob die Ausbildung der angeklagten sechs Polizisten adäquat war. Nadja Lorenz, die Anwältin von Cheibani Wagues Witwe, findet die Wahl des Gutachters "bedenklich", erklärte sie am Dienstag auf APA-Anfrage.

Richter Gerhard Pohnert hält ein Gutachten aus dem polizeitaktischen Einsatzbereich für notwendig, um klären zu lassen, ob und welche Richtlinien es für Polizeieinsätze gibt oder gab. Auch der Ausbildungsstand der in die tödlichen Amtshandlung verwickelten Beamten soll dabei angeschnitten werden. Da es dabei dezidiert um österreichische Verhältnisse geht, wurde kein Sachverständiger aus dem Ausland beigezogen.

Hier zu Lande "gibt es zu diesem Themenkreis aber außer Pföhs gar keinen", so ein Justiz-Insider. Der Richter und die Pressestelle des Wiener Straflandesgerichts waren am Dienstagnachmittag für eine Stellungnahme nicht mehr erreichbar.

"Schiefe Optik"

Ein versierter Strafverteidiger bestätigte gegenüber der APA, neben Pföhs gebe es wahrscheinlich kaum einen anderen Inländer, der als Gutachter in Frage komme. Die Optik sei jedoch auf Grund des Naheverhältnisses des Sachverständigen zu den Beschuldigten - Pföhs bildet im Ministerium angehende Polizisten aus - "schief".

"Eleganter wäre es gewesen, der Richter vernimmt konkret jene Beamten und leitenden Ausbildner als sachverständige Zeugen, mit denen die Beschuldigten zu tun hatten. Falls er danach noch jemanden mit darüber hinaus reichendem Fachwissen benötigt hätte, hätte man das auch aus dem Ausland bekommen", so der Anwalt, der nicht namentlich genannt werden wollte. (APA)