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Foto; AP/KAMRAN JEBREILI
Als er vor fast einem Jahr als Direktor des staatlichen iranischen Radios und Fernsehens zurücktrat, wussten Insider, dass er für die Zukunft neue Ambitionen hat. Lange war Ali Larijani als nächster iranischer Präsident im Gespräch und man munkelte, dass er durch seine Nähe zum religiösen Führer am ehesten die Konservativen hinter sich einigen könnte. Diese Rechnung ging auch auf – bis zu einem gewissen Grad.

Larijani trat an, aufgestellt als Vertreter der Konservativen, die ihn in letzter Minute zugunsten eines noch konservativeren Kandidaten fallen ließen. Zu aller Überraschung erhielt der Ex-Fernsehchef nur 1,7 Millionen Stimmen.

Ali Larijani, Sohn eines Großayatollahs, kam in der irakischen Stadt Najaf zur Welt. Die Familie übersiedelte später in den Iran und benannte sich nach der Stadt ihrer Vorfahren Larijan am Kaspischen Meer. Lange stand der 52-jährige promovierte Ali im Schatten seines älteren Bruders Jdabad Larijani, der als Vizeaußenminister während des achtjährigen Kriegs zwischen dem Irak und dem Iran oft als iranischer Delegationsleiter bei Gesprächen mit den Europäern auftrat.

Der jüngere Bruder Ali zog dann als Kulturminister in das Kabinett des damaligen Staatschefs Hashemi Rafsandjani und bescherte dem Land eine Kulturpolitik, die erst später, während der Regierungszeit Mohammad Khatamis, liberale Züge annahm. Als Larijani später vom religiösen Führer Ali Khamenei zum Chef des Staatsfernsehens gemacht wurde, wusste man, dass auch dort eine Kursänderung bevorsteht.

Nach und nach wurden alte Redakteure entlassen, an ihrer Stelle traten junge bärtige Männer und verschleierte Frauen im iranischen Fernsehen auf, die nur durch ihre Unsicherheit auffielen. Parallel zur weiteren Islamisierung von Radio und Fernsehen vergrößerte er auch den Empfangsradius der Rundfunkanstalten im Land.

Nach dem Wahlsieg des konservativen Lagers bei den Präsidentenwahlen im Juni trat Ali Larijani trotz seiner eigenen Niederlage selbstsicher auf. Man vermutete, dass er schon seinen Posten in der künftigen Regierung sicher hat. Nun ist er zuerst Generalsekretär des nationalen Sicherheitsrats geworden. Larijani tritt damit an die Stelle des pragmatischen Hassan Rohani und wird die Atomverhandlungen mit den Europäern führen. Eine Ernennung zum Außenminister ist immer noch denkbar.

Vor Monaten kritisierte Larijani die damalige iranische Delegation bei den Verhandlungen mit der Internationalen Atomenergiebehörde und den EU-3. Sie habe "Juwelen gegen Falschmünzen" getauscht. Nun kann man gespannt sein, wie er diesen, seiner Meinung nach ungünstigen Tausch wieder rückgängig machen will. (DER STANDARD, Amir Loghmany, Printausgabe, 9.8.2005)