Foto: opernfestspiele-liechtenstein.at
Wien - "Er wollte sich wie der Hauptmann von Köpenick einen Traum verwirklichen", vergleicht Karl Kmoch, Leiter des Kriminalkommissariats Zentrum Ost den falschen Opernintendanten mit dem durch Carl Zuckmayers Theaterstück bekannt gewordenen Hochstapler.

Peter W., der sich als Countertenor und Intendant Peter Kafka ausgab und vor der Premiere der Produktion "Schlossoper Liechtenstein" das Weite suchte, wollte "niemanden schädigen", wie er nach seiner Verhaftung sagte. Er hätte davon geträumt, mit der Sommeroper, die im Garten des Palais Schwarzenberg in Wien aufgeführt werden sollte, den großen Durchbruch zu schaffen. Mit den Erlösen wollte er zu Silvester ebendort Johann Strauß' "Fledermaus" inszenieren und singen.

Der Schaden ist jedoch beträchtlich: Seit Mai dieses Jahres bestellte der Geständige Requisiten und Kostüme, mietete Wohnungen und ein Büro in Mödling für zusammen 355.000 Euro. Zu Buche geschlagen haben sich auch etliche Übernachtungen in renommierten Hotels, wo er seit Monaten wohnte. Bisher konnten 69 Geschädigte festgestellt worden, vor allem die Mitglieder des Ensembles der Opernfestspiele Liechtenstein, die zusätzlich einen Verdienstentgang von rund 110.000 Euro beklagen müssen und nun nach Sponsoren suchen, um das Stück doch noch aufführen zu können.

Der Schwindel fiel erst auf, als "Kafka" am 2. August, dem Tag der Generalprobe, nicht erschien, dafür aber gefälschte Überweisungsbelege auftauchten. Der gebürtige Wiener wurde per Handypeilung ausfindig gemacht und am Montag in Wien-Liesing verhaftet. Es war nicht das erste Mal, dass er an einem hochtrabenden Unternehmen scheiterte: Seit 2002 ist er wegen Betrugs vorbestraft, seit April 2004 liegt ein Haftbefehl aus Salzburg gegen ihn vor, wo ihm auch der Prozess gemacht wird. Dort wollte er eine exquisite Möbelfirma gründen - ohne die gekauften Gegenstände zu bezahlen. In München trat der mutmaßliche Betrüger als Veranstalter auf.

Als Grund für seine Flucht gab der Mann, dessen Ausbildung mit einer abgebrochenen Bäckerlehre endete, an, dass ihm alles über den Kopf gewachsen sei. "Er hat Probleme mit Zahlen und war überfordert", so Kmochs Einschätzung. Wolfgang Ritzberger, der Regisseur des Ensembles, ist schwer enttäuscht: "Der materielle Schaden geht vorbei, aber er hat junge Leute um eine Chance betrogen, an die sie geglaubt haben." (kri/DER STANDARD, Print-Ausgabe, 10. 8. 2005)