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Foto: AP/JOERG SARBACH
St. Pölten/Wien – Im Mittelpunkt jeder Pillenverschreibung stehe das Wohl der Patienten. Daran erinnert der niederösterreichische Patientenanwalt Gerald Bachinger angesichts der heftigen Kontroversen um Naturalrabatte für Ärzte, die von Pharmavertretern Gratispillen beziehen.

Seit Lostreten dieser Kontroversen – so Bachinger – sei er „mit Patienten konfrontiert, die Sorge haben, ob sie von ihrem Doktor wirklich das best geeignete Medikament verschrieben bekommen“. Und nicht vielleicht jenes Mittel, „das dem Arzt die größte Gewinnspanne verspricht“: Ein Misstrauen, das auch der Patientenanwalt teilt. Zudem gehe mit den Naturalrabatten ein „grundsätzliches Problem“ einher. Sie zögen das Vertrauensverhältnis zwischen Laien und Medizinern in Mitleidenschaft. Bachinger: „Patienten haben in der Regel keine Chance, zu durchschauen, ob und inwieweit ihr Arzt Medikamentennaturalrabatte erhält und welche Auswirkungen das auf ihre Behandlungen hat.“

Das unterscheide den Patienten auch vom viel zitierten Biertrinker, der sich ungetrübt darüber freuen könne, wenn sein Wirt die Preisersparnis aus einer Charge Gratisbier an ihn als Endverbraucher weitergibt: „Doch das Gesundheitswesen ist eben kein freier Markt.“

Rabatte verbieten

„Die Naturalrabatte müssen wegfallen“, fordert Bachinger deshalb. Als Weg zum Ziel schwebt ihm entweder „ein gesetzliches Verbot“ oder „ein diesbezüglicher Vertrag zwischen Hauptverband und Ärztekammer“ vor. Nur so könne wirklich garantiert werden, „dass Qualität das einzig ausschlaggebende Kriterium für die Verordnung eines Medikaments ist“.

Das Aus für die Gratispillen wäre ein Irrweg, widerspricht Thomas Braunstorfer von der heimischen Vereinigung pharmazeutischer Unternehmen Pharmig. Durch die „Monopolstellung des Hauptverbandes“ sei der Medikamentenmarkt in Österreich ohnehin „extrem reglementiert“. Also bleibe den Pharmafirmen – etwa um „ein Produkt, das kein schneller Dreher ist, aus dem Lager zu bekommen“ – nur Marketing bei lokalen Monopolisten: Hausapotheke führenden Ärzten.

Bei der Gewährung von Naturalrabatten, so Braunstorfer, seien zurzeit vor allem die auf dem Markt relativ neuen Hersteller von Generika – billigeren, nach Ablauf der Erstpatente hergestellten Kopien von Markenpillen – aktiv. „Ja, das ist richtig“, bestätigt Michael Oberreiter, Sprecher des Verbandes Österreichischer Generikaproduzenten. Sein Befund: „Da stimmt am Gesamtsystem etwas nicht.“ (Irene Brickner, DER STANDARD Printausgabe, 10.08.2005)