Wien – Seit die Ärztekammer
vor einigen Tagen vor den Gefahren
des Handygebrauchs
speziell für Kinder und Jugendliche
warnte, ist ein Streit
um die tatsächlichen Auswirkungen
ausgebrochen. Neben
Vertretern der Mobilfunkbranche
hat sich auch der
stellvertretende Vorsitzende
des Wissenschaftlichen Beirats
Funk (WBF) gegen eine
Überbewertung der Empfehlungen
der Ärztekammer,
nämlich, dass Kinder unter 16
Jahren aufs Handy verzichten
sollen, ausgesprochen.
Gesundheitsministerin
Maria Rauch-Kallat (VP) gab
sich am Dienstag abwartend.
Die Ministerin habe den
Obersten Sanitätsrat mit einer
neuerlichen Untersuchung
beauftragt, teilte ihre Sprecherin
Daniela Reczek mit. Nach
der Auswertung der Ergebnisse,
die in zwei bis drei Wochen
erwartet werden, würde weiter
entschieden, „was notwendig
ist und was nicht“, so Reczek.
Auch wenn übermäßiges
Telefonieren mit dem Handy
nicht gesund sei, sollte man
nicht unnötig Panik erzeugen.
Die Verkehrssprecherin der
Grünen, Gabriela Moser, kritisiert,
dass die Reflexstudie,
auf die sich die Ärztekammer
bezieht, schon seit Herbst letzten
Jahres vorliegt, und erst
jetzt eine ernsthafte Auseinandersetzung
mit dem Thema
stattfinde. Sie selbst hätte
schon mehrfach auf die möglichen
Gefahren elektromagnetischer
Schwingungen
aufmerksam gemacht.
Moser stößt sich vor allem
daran, dass der WBF, der von
Verkehrsminister Hubert Gorbach
(BZÖ) eingesetzt wurde,
um Bedenken „seriös zu zerstreuen“
(Gorbach), über eine
PR-Agentur indirekt durch
Mobilfunkbetreiber mitfinanziert
würde. Ihre Forderung:
Wie bei Luftemissionen, wo
auch kein eindeutiger Zusammenhang
zu Gesundheitsschäden
festgestellt werden
kann, sollten Vorsorgegrenzwerte
erlassen werden. (kri, DER STANDARD Printausgabe, 10.08.2005)