Gaza - Zur Absicherung des israelischen Abzugs aus dem Gaza-Streifen sollen palästinensische Sicherheitskräfte die zu räumenden jüdischen Siedlungen umstellen. Palästinensische Sicherheitskräfte und Polizisten sollen zu Beginn der kommenden Woche vor den Siedlungen und an den Straßen, die zur Grenze nach Israel führen, Stellung beziehen, wie am Mittwoch aus palästinensischen Sicherheitskreisen in Gaza verlautete. Nach übereinstimmenden israelischen und palästinensischen Angaben soll damit vor allem verhindert werden, dass radikale Palästinensergruppen den Gaza-Abzug durch Raketenbeschuss stören.

Eine Woche vor dem Beginn des Abzugs am kommenden Mittwoch wollten die Chefs der israelischen und der palästinensischen Polizei, Moshe Karadi und Ala Hosni, über den Abzug der Siedler beraten. Die Gespräche zwischen den Polizeichefs sind die ersten seit dem Ausbruch der zweiten Intifada im Herbst 2000. Sie sollen am Grenzübergang Erez im Norden des Gaza-Streifens stattfinden. Die Palästinenser hatten sich in den vergangenen Wochen wiederholt über eine unzureichende Koordination bei der Vorbereitung des Abzugs beschwert.

Die radikalen Organisationen Hamas und "Islamischer Heiliger Krieg" haben wie die meisten anderen radikalen Gruppen zugesagt, sich während des Gaza-Abzugs an eine informelle Waffenruhe zu halten, im Falle israelischer Angriffe allerdings mit Gegengewalt zu reagieren. Der Großmufti von Jerusalem, Scheich Akrama Sabri, hat die Palästinenser in einer religiösen Weisung ermahnt, den geplanten Abzug der israelischen Siedler aus dem Gaza-Streifen und aus vier Siedlungen im Norden des Westjordanlandes nicht zu stören. Präsident Mahmoud Abbas hat die Bevölkerung zur Ruhe während des Abzugs der Israelis aufgerufen. Einen reibungslosen Abzug sicherzustellen liege im Interesse der Palästinenser, sagte Abbas am Dienstag in einer Rede vor dem in Gaza versammelten Parlament. "Wir haben keine andere Wahl, als der Welt zu zeigen, dass wir Unabhängigkeit und Freiheit verdienen", sagte Abbas. Die Welt müsse davon überzeugt werden, dass das palästinensische Volk seinen unabhängigen Staat verdiene.

Vierzig Familien palästinensischer Israel-Kollaborateure wollen den Gaza-Streifen zusammen mit der israelischen Armee verlassen. Wie aus Justizkreisen in Jerusalem verlautete, haben die Familien den Obersten Gerichtshof Israels angerufen, um den Transfer zu erwirken. Sie machen geltend, dass ihr Leben nach dem israelischen Abzug in Gefahr sei. (APA/dpa)