Heidelberg - Wissenschaftler der Medizinischen Universitätsklinik Heidelberg haben erstmals einen viel versprechenden Wirkstoff gegen die chronische Dickdarmentzündung Colitis ulcerosa getestet. Das im Fettgemisch Lecithin enthaltene und darin speziell aufbereitete Phosphatidylcholin hat nicht nur die Beschwerden gelindert, sondern sogar zu einer vollständigen Heilung geführt, berichten die Forscher im Fachmagazin "Gut".
Die Erkrankung Colitis ulcerosa beginnt meist im jungen Erwachsenenalter. Blutige Durchfälle und heftige Schmerzen durch Geschwüre im Dickdarm prägen das Krankheitsbild. Die Ursache der Krankheit, die zum Teil ein Leben lang dauert, ist nicht bekannt. Zudem erhöht sich das Risiko für Darmkrebs bei Colitis-Patienten um ein vielfaches. Die bisher angebotenen Medikamente, wie entzündungshemmendes Kortison, haben erhebliche Nebenwirkungen.
Phosphatidylcholin
Das Team um Wolfgang Stremmel von der Abteilung Gastroenterologie beschäftigt sich seit Jahren mit der Hypothese, dass bei Colitis ulcerosa die Schleimschicht auf den Darmzellen nicht mehr ausreichend Schutz vor Bakterien oder anderen Entzündungsauslösern bietet. Die Forscher haben entdeckt, dass Phosphatidylcholin ein wesentlicher Bestandteil der intakten Schleimbarriere im Darm ist. Patienten mit Colitis ulcerosa haben aber weniger von diesem speziellen Fett. In der Studie an 60 Patienten enthielt eine Kontrollgruppe Lecithin, die andere ein Placebo. Das Fett wurde künstlich verpackt, so dass es von Verdauungsenzymen nicht angegriffen werden konnte und langsam im unteren Dünndarm freigesetzt wurde. Dort wurde es in den Schleim eingewoben und bot einen effektiven Schutz in hoher Konzentration.