Wien - Die Benzinpreise in Österreich haben nach einer weiteren Anhebung am Dienstagabend schon wieder eine neue Rekordmarke erreicht. An den besonders teueren Autobahntankstellen ist der Preis für einen Liter Super-Benzin auf 1,159 Euro und damit erstmals über 1,15 Euro geklettert. Die offiziellen Richtpreise erhöhten sich um 2 Cent auf 1,134 Euro. Der Dieselrichtpreise blieb unverändert bei 1,054 Euro. Laut ÖAMTC ist aber auch Diesel bei vielen Tankstellen teurer geworden.

Der Autofahrerclub übte einmal mehr heftige Kritik an den Mineralölkonzernen. "Mehr Wettbewerb muss her, besonders in den Hochpreisregionen im Westen Österreichs", verlangte der ÖAMTC am Mittwoch in einer Aussendung. Nach der Anhebung vom Vortag müssten die Österreicher wieder im EU-Vergleich durchschnittlich um 2 Cent für Sprit mehr zahlen als andere Europäer.

Mangelnder Wettbewerb

Die Arbeiterkammer (AK) wertet alleine die österreichischen Richtpreise als Beleg für mangelnden Wettbewerb. "Dass der Wettbewerb ausreichend gut funktioniert, wie zuletzt in der Benzinmarktstudie des Wirtschaftsministeriums behauptet, kann kaum die Rede sein, wenn sich die Großen ständig Preiserhöhungen über die Medien zurufen", kritisiert AK-Präsident Herbert Tumpel am Mittwoch.

Die Mineralölwirtschaft rechtfertigt die Anhebung einmal mehr mit den internationalen Einkaufspreisen. Die für die Entwicklung heimischer Spritpreise maßgeblichen Rotterdamer Produktnotierungen für Treibstoffprodukte bewegten sich "weiterhin auf sehr hohem Niveau", hieß es am Dienstagabend.

Die internationalen Ölpreise waren Anfang der Woche kurzfristig auf eine neue Rekordmarke von über 64 Dollar je Fass gestiegen. In London, wo am Montag erstmals die 63 Dollar-Grenze überschritten wurde, notierte die Nordseerohölsorte Brent heute, Mittwoch, zu Mittag bei 62,69 Dollar je Fass - 71 Cent über dem Vortagesschlusskurs und damit weiterhin auf hohem Niveau. Als Grund dafür gelten vor allem Sorgen vor Terroranschlägen in Saudi-Arabien und Engpässen in der Ölverarbeitung bei den US-Raffinerien.

Entlastung durch den Staat

AK und ÖAMTC erneuerten angesichts dessen ihre Forderung nach einer Entlastung für die Autofahrer durch den Staat, konkret eine umgehende Anhebung des Kilometergelds auf 42 bis 45 Cent, eine Erhöhung des Pendlerpauschales um weitere 15 Prozent und eine Anhebung des Verkehrsabsetzbetrags. Der Finanzminister schneide alleine aus der Umsatzsteuer durch die 2-Cent-Erhöhung bei Benzin mit rund 11,2 Mio. Euro mit, betont Tumpel.

Die FPÖ hat am Mittwoch ihre Forderung nach einem Benzinpreisgipfel erneuert. Parteiobmann Heinz-Christian Strache verlangte eine Halbierung der Mehrwertsteuer bei den Spritpreisen. Er spricht auf Grund der anhaltenden hohen Spritpreise von einem Körberlgeld für den Finanzminister von rund 70 Mio. Euro. Es sei "unerträglich mit ansehen zu müssen, wie durch die Preispolitik (der Mineralölkonzerne, Anm.) die Österreicherinnen und Österreicher tagtäglich finanziell ausbluten müssten", meinte Strache. (APA)