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Christoph Herbst wurde zuletzt massiv von der Landes-ÖVP kritisiert, die ihm eine Mehrfachfunktion beim Bank-Burgenland Deal vorgeworfen hatte

Foto: APA/Schneider
Eisenstadt - Der normalmenschliche Gefühlshaushalt sträubt sich dagegen, mit einem straighten Wirtschaftsanwalt und multiplen Aufsichtsrat so etwas wie Mitleid zu empfinden.

In den vergangenen Tagen ist aber genau das in Bezug auf Christoph Herbst eingetreten, den Aufsichtsratsvorsitzenden der Bank Burgenland, der im Jahr 2000 als Sanierer in die überm Abgrund hängende Landesbank gerufen worden ist.

Jetzt ist er eine Art Buhmann. Oder ärger noch: ein Sandsack, auf den vor allem eine wahlkampfrabiate ÖVP eindrischt in der Hoffnung, einer der Uppercuts könnte die hinter Herbst vermuteten Personen treffen.

"Das ist menschenverachtend", sagte Christoph Herbst, nachdem er erfahren hatte, dass die ÖVP ihn der Standeswidrigkeit zieh und eine Klage bei der Kammer einbrachte. Er sagt das vor allem deshalb, weil kein Schwarzer noch mit ihm gesprochen hat. Hätte das jemand, dann hätte er gesagt, dass der Verkauf der Bank, die dem Land einen rund 500 Millionen schweren Stein um den Hals gehängt hat, keineswegs auf seinem Mist gewachsen sei.

Grob fahrlässig

Mehr noch, in seinen Augen schramme dieser Deal an einer groben Fahrlässigkeit vorbei. Das habe er deponiert. Aber er sei eben nicht der Eigentümer, sondern bloß dessen Vertreter.

Bei den ökonomischen Detailverhandlungen wäre er nicht involviert gewesen. Die habe Martin Ivancsics geführt, Büroleiter von Landeshauptmann Hans Niessl und österreichweit bekannt geworden durch den gescheiterten Verkauf der Bank an eine Investorengruppe namens Pars.

In der zur NÖN-Gruppe gehörenden Zeitschrift BVZ kündigt Herbst nun seinen Rücktritt an. Im Gespräch mit dem STANDARD hat er das auch getan, allerdings mit dem auf der Hand liegenden Zusatz, dass dies "wohl selbstverständlich" sei bei einem Eigentümerwechsel. Ansonsten wolle er keinen Kommentar abgeben. Und was ihm im ersten Zorn herausgerutscht sei, bitte er vertraulich zu behandeln.

Doppelmühle

Angesichts der Tatsache, dass da einer hoffnungslos in einer Doppelmühle steckt - redet er, leidet sein Ruf als vertraulicher Wirtschaftsanwalt; redet er nicht, tut er das in Bezug auf seine Beraterseriosität auch - ist das auch so geschehen.

Wobei sich durchaus der Eindruck ergab, dass jemand Herbst nicht ganz absichtslos in diese Bredouille hat laufen lassen. Ein Kommentar im burgenländischen Kurier hat diesen Jemand als "Schattenmann" bezeichnet.

Der Gemeinte, Martin Ivancsics, dementiert auch gar nicht, dass er es gewesen ist, der mit Kovats verhandelt hat. "Das Wirtschaftliche war Sache der Eigentümer. Ich habe im Auftrag und in enger Absprache mit Landeshauptmann Niessl und Finanzlandesrat Helmut Bieler diese Verhandlungen geführt."

Herbst, der tatsächlich Bedenken gehabt habe gegen Kovats, habe mit dem für die Landesfinanzen zuständigen Hofrat Engelbert Rauchbauer alle juristischen Details verhandelt. Nächste Woche werde der Vertrag vorliegen. Ausgearbeitet von Christoph Herbst.

Warnung von HSBC?

Abgesehen davon, dass seit letzter Woche der Landtagswahlkampf im Burgenland in die Intensivphase getreten ist, stellt man sich in Eisenstadt und Umgebung vor allem eine Frage: "Hat die im Landesauftrag tätige HSBC den Deal mit Kovats gut geheißen?" Gerüchten zufolge sei von dort noch am Abend des Dienstag vergangener Woche ein Fax im Büro Bieler eingelangt, auf dem vor einer Unterschriftsleistung gewarnt wurde.

Büroleiter Ivancsics: "Das mit dem Fax stimmt. Aber das war die vorläufige Bewertung." Und die habe Kovats - vorläufig - als Bestbieter ausgewiesen. (Wolfgang Weisgram, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.08.2005)