Wien – Mit dem UN-Job für Natalia Corrales-Diez befasst sich
nun der Nationalrat: Die Grünen stellen bei der Sondersitzung heute, Donnerstag, eine
Anfrage in der Sache. Deren
außenpolitische Sprecherin,
Ulrike Lunacek, will unter anderem wissen, ob Finanzminister Karl-Heinz Grasser im
Herbst 2004 im Außenamt für
seine damalige Verlobte interveniert hat. Auch die genauen
Auswahlmodalitäten sollen
geklärt werden.
Frau Corrales-Diez ist für
eine Stelle als Junior Professional Officer (JPO) bei der
Unido, der UN-Organisation
für industrielle Entwicklung,
in Wien ausgewählt worden. Der Posten (Dotation mindestens 36.245 Euro pro Jahr)
wird vom Außenamt im Rahmen der "multilateralen Entwicklungszusammenarbeit"
(Sektion
VII) bezahlt.
Das reguläre Auswahlverfahren für JPOs der multilateralen Entwicklungszusammenarbeit im Juni 2004 hat die
28-Jährige allerdings nicht bestritten, auf einer danach erstellten "Shortlist" präsentabler Kandidaten ist ihr Name
nicht zu finden. Erst am‑
27. Oktober 2004 wurde von
der Sektion
VII eigens für sie
eine Interviewrunde anberaumt. Wenige Tage später
war sie ausgewählt, wurde
laut Unido vom österreichischen UN-Botschafter bei Unido-Chef Carlos Magarinos als einzige Kandidatin vorgestellt
und auch prompt genommen.
Auf die im multilateralen
Bereich üblichen Dreiervorschläge von Kandidaten verzichtete das Ministerium in
diesem Fall. Auf Anfragen des STANDARD, hieß es zunächst,
Corrales-Diez sei in einem
"Pool" angeboten worden. Erst
als die Unido bestätigte, dass
allein die 28-Jährige als Kandidatin genannt wurde, räumte
das Außenamt dieses Vorgehen ein. Aber: Weder Auswahl
noch Besetzung seien ungewöhnlich, die Uni-Abgängerin und Finanzamtspraktikantin für den Posten qualifiziert.
Im September soll Corrales-
Diez anfangen – wenn das Außenamt bis dahin deren Gage
an die Unido überwiesen hat. (DER STANDARD, Printausgabe, 11.08.2005)