Bregenz - Liliom , eine "Vorstadtlegende in sieben Bildern", wurde vor dem Ersten Weltkrieg von Franz Molnár geschrieben, von Alfred Polgar aus dem Ungarischen ins Deutsche übersetzt und jetzt von der Regisseurin Barbara Herold für die Bregenzer Festspiele inszeniert. Die Premiere war am Dienstagabend bei eher kühlen Temperaturen auf dem Bregenzer Martinsplatz zu bewundern.

Das Stück kommt so daher, wie man sich eingedenk entsprechender Klischeevorstellungen die Wiener Unterwelt vorstellt: mit viel ruppigem Schmäh, einer Portion Brutalität, aber mit dem unabdingbaren weichen Kern unter der rauen Schale. Ein bisschen halt, wie man es aus televisionären Urzeiten vom Mundl oder vom Kottan her kennt.

Der nicht grundsätzlich bösartige Hallodri Liliom (Franz Solar) hackelt nix, sauft sich nieder, führt eine große Gosch'n und verprügelt dementsprechend seine Freundin Juli (Maria Fliri). Als er erfährt, dass sie ein Kind von ihm erwartet, plant er mit seinem Gangsterkollegen Ficsur (Elmar Drexel) einen Raubmord. Um seiner Verhaftung zu entgehen, entleibt er sich mit einem Küchenmesser. Im Himmel wird er vor das Gottesgericht gestellt: Hier amtet der Herrgott als spätkaiserlicher Chefbürokrat. Seine Sekretärin tippt und gießt Zimmerpflanzen. Der Oberste Richter verurteilt den Sünder zu 16 Jahren Fegefeuer. Die Chance auf Straferleichterung nimmt der Delinquent nicht wahr.

Die Inszenierung ist sehr minimalistisch angelegt, mit einem Hang zum Kitsch, zum Märchenhaften und einer Tendenz zum Slapstick. Einfach, aber immerhin sehr wirkungsvoll auch die Kulisse von Luis Graninger, die dieser auf den Platz zimmern ließ: eine sparsam möblierte Mischung aus Guckkasten und Laufsteg, die sich mit wenigen Elementen in eine Straße, ein Wohnzimmer oder einen Park verwandeln lässt.

Trotz seiner zwei Stunden Länge bleibt das Stück einigermaßen kurzweilig, und dies, obwohl die Handlung etwas dünn und ihr unkommentierter Ablauf sehr vorhersehbar ist. Doch ist der Regisseurin eine einfühlsame, humorvolle und von Sympathie getragene Milieuschilderung gelungen. (DER STANDARD, Print-Ausgabe, 11.8.2005)