Für Merkel war der Mittwoch "der Auftakt in die heiße Wahlkampfphase". In Berlin kam sie mit Stoiber und anderen Unions-Granden zu einer Strategiesitzung zusammen. Das Ergebnis: Man will sich jetzt stärker auf Bundeskanzler Gerhard Schröder und dessen Politik einschießen. CDU-Generalsekretär Volker Kauder warf Schröder vor, einen "Wahlkampf der Lüge" zu führen und auf seiner Tour durch das Land nur noch "Denkmalpflege" zu betreiben.
Mit welchem "Kompetenzteam" Merkel Schröder Paroli bieten will, ist immer noch unklar. Erst nächste Woche stellt sie ihr Personal-Tableau vor. Berufen werden wahrscheinlich die baden-württembergische Bildungsministerin Annette Schavan, der bayerische Innenminister Günter Beckstein, Saarlands Ministerpräsident Peter Müller sowie die niedersächsische Sozialministerin Ursula von der Leyen, eine siebenfache Mutter. Ob Stoiber sich für Wirtschaft und Finanzen hergibt, ist auch noch offen.
Die Außenpolitik will Merkel in die Hand von Wolfgang Schäuble legen - was die Stimmung zwischen CDU und dem Wunschkoalitionspartner FDP nicht gerade verbessert. Die FDP will selbst den Außenminister stellen. Auch in Steuerfragen gibt es Dissens. FDP-Chef Guido Westerwelle kritisierte eine Erhöhung der Mehrwertsteuer von 16 auf 18 als "politischen und ökonomischen" Fehler. Daraufhin rügte ihn CDU-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach: "Die FDP muss auch sagen, wofür sie steht. Sie darf nicht nur sagen, wogegen sie ist."