Wien - Wenn der Traum von der Champions League in Erfüllung gehen soll, dann muss Rapid am 23. August in Moskau eine ganz starke Leistung abrufen. Mit dem 1:1-Remis am Mittwochabend im ausverkauften Hanappi-Stadion verschaffte sich der russische Tabellenführer Lok Moskau eine sehr ordentliche Ausgangsposition für das Rückspiel der dritten und entscheidenden Qualifikationsrunde.

Aleksandr Samedow hatte die Gäste in der zehnten Minute mit dem ersten gefährlichen Angriff aus kurzer Distanz in Führung geschossen und damit die Wiener Wunschvorstellung vom "Zu Null" zur Makulatur verdammt. Danach konnten sich die Hütteldorfer bei Helge Payer und der Stange bedanken, dass die lange Zeit klar besseren Russen nicht schon im Hinspiel alles klar machten. Doch die Rapid-Viertelstunde drehte einmal mehr eine Partie.

Muhammet Akagündüz ging im Duell mit Bikey Amougou im Strafraum zu Boden, der Lok-Abwehrspieler mit Gelb-Rot vom Platz und Jozef Valachovic verwertete den folgenden Foulelfmeter zum Ausgleich (75.). Mit einem Mann mehr und vom Publikum nach vorne gepeitscht drängte Rapid gar auf den Sieg, doch Abschlusspech - ein Hofmann-Knaller klatschte an die Innenstange - und eine Owtschinnikow-Parade in der Nachspielzeit verhinderten eine volltändige Revolution.

Die russischen Medien würdigten zwar die spielerische Vorstellung der Lok, kritisiert wurde jedoch die mangelnde Chancenauswertung: "Ohne den verletzten Sitschew attackierte Lokomotiv mit voller Kraft, in einem Spiel, in dem das Glück nicht ganz reichte. Auswärts wie zu Hause, aber für Verschwendung muss man bezahlen", schrieb etwa "Sowjetskij Sport".

"Zu hektisch"

"Wir haben gut begonnen, aber Lok hat mit dem Führungstreffer viel Selbstvertrauen getankt und danach wie eine Klassemannschaft gespielt. Es waren einige Spieler dabei, die mir imponiert haben, vor allem Biljaletdinow. In der ersten Hälfte haben wir unter unserem Wert gespielt, die zweite Hälfte war aber großartig", meinte Josef Hickersberger.

"Wir haben im Spielaufbau zu hektisch gewirkt und sind der Musik hinterhergelaufen. Das hat viel Kraft gekostet, daher haben wir schlecht ausgesehen. Die Aufstiegschancen sind eher schlechter geworden", sprach der Trainer. Dennoch glaubt er weiter an den Einzug in die Eliteliga. "Auswärts ein Tor zu schießen dürfte für uns kein Problem sein, das haben wir schon in der Bundesliga und in Kasan gezeigt."

Im Vorjahr hatte Rapid im UEFA-Cup bei Rubin Kasan nach einer 0:2-Heimniederlage mit einem beeindruckenden 3:0-Auswärtssieg noch den Aufstieg geschafft. Ein ähnliches Husarenstück könnte diesmal Not tun. Österreichs Rekordchampion muss das gelingen, woran Kaliber wie Vorjahres-Finalist AS Monaco (1:2), Dynamo Kiew (2:3), Inter Mailand (0:3-Schlappe), Arsenal (0:0) und Schachtjor Donezk (1:3) gescheitert sind: Ein Sieg oder zumindest ein 1:1 im neuen Lokomotiv-Stadion von Moskau.

Zuletzt war dort Real Madrid am 18. März 2003 mit 1:0 erfolgreich gewesen. Ronaldo heißt also der Mann, dem es zu folgen gilt. (red/APA)