Wien - 96 Prozent des Wiener Gemüses wird durch natürliche Mittel vor Schädlingsbefall geschützt. Sowohl beim klassischen "Grünzeug", aber auch auf dem städtischen Weingut Cobenzl bringt die Wiener Firma "biohelp" ihre Nützlinge aus. Für die gängigen Schädlinge gibt es meist den passenden Fressfeind: "Wir machen uns die natürliche Nahrungskette zu Nutze", unterstrich Umweltstadträtin Ulli Sima (S) am Donnerstag.

Keine Pestizid-Rückstände

Die Vorteile der Methode bestünden darin, dass auf Obst und Gemüse keine Pestizid-Rückstände blieben, die Schädlinge keine Resistenz entwickeln und die Wirkung länger vorhalte als bei Pflanzenschutzmitteln. Biohelp-Geschäftsführer Michael Groß unterstrich, dass man Jahre gebraucht habe, das System zu perfektionieren, sich nun aber etabliert habe.

Gegen die Blattlaus wird etwa die Larve der Florfliege eingesetzt. Diese Tiere sind so aggressiv, dass sie in einem Karton in "Einzelzellen" geliefert werden müssen, da sie sich sonst gegenseitig vertilgen würden. Auf Blattläuse losgelassen versenken sie die Fresswerkzeuge in ihrem Opfer und saugen es aus. Bis zu 800 "Blattlaus-Cocktails" trinkt eine Florfliegenlarve im Laufe ihres bis zu dreiwöchigen Lebens.

Schädlinge werden von innen zersetzt

Ähnlich effizient arbeiten die Marienkäfer und ihre Larven gegen Blattläuse. Zur Bekämpfung zahlreicher Käferarten werden kleine Würmer, die Nematoden, ins Gießwasser eingesetzt, die dann die Schädlinge von innen zersetzen. Auf die Dörrobstmotte werden winzige Trichogramma-Schlupfwespen angesetzt.

Auch das Weingut Cobenzl wird auf natürlichem Wege geschützt. Mit der so genannten Verwirrungstaktik werden Rebstöcke mit dem Sexuallockstoff der weiblichen Traubenwickler präpariert. Die Männchen dieses Schmetterlings sind wegen des Überangebots an scheinbar vorhandenen, aber nicht zu entdeckenden Weibchen so aufgeregt, dass sie schließlich an Erschöpfung zu Grund gehen. "Es ist angenehmer, an der Illusion zu sterben, als an einem harten Schädlingsbekämpfungsmittel", so Groß. (APA)