Keine Kampagne für das Ministerium, betont Gerhard Jelinek, sondern für einen Verein. Die Gehrers Haus komplett bezahlte.

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"Mit Konzeption und Umsetzung wurde die Firma Creatext beauftragt", sagt Gehrer. Die gehört ORF-Mann Jelinek.

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"Warum soll ich es nicht ein bisschen leichter haben?", fragte der junge Jakob die Leser von "Krone", "Kurier", STANDARD, "Salzburger Nachrichten" und "Presse".

Die Inserate beschäftigen bald im Nationalrat: Karl Schweitzer, damals FP-Abgeordneter, fragte bei Unterrichtsministerin Elisabeth Gehrer nach. Ihr Ministerium trug die kompletten Kosten, so bestätigt Gehrer in ihrer Anfragebeantwortung: 402.329 Schilling und 40 Groschen.

Wofür? "An den österreichischen Schulen wurde eine Umfrage über die Umsetzung der Rechtschreibreform durch mein Ressort durchgeführt. Dieses Ergebnis wurde einer breiteren Öffentlichkeit mitgeteilt, die über die Akzeptanz und die Vorteile der Reform informiert werden sollte."

"Wurde für diese Kampagne ein eigenes Werbebüro beauftragt?", fragte Schweitzer. "Mit der Konzeption und Umsetzung wurde die Firma Creatext Wien 4. beauftragt." Das Einzelunternehmen Creatext heißt laut Firmenbuch Dr. Gerhard Jelinek und gehört ihm. Ihr Firmensitz ist ident mit der Wohnadresse des ORF-lers und seiner Frau Martina Salomon, Ressortchefin Innenpolitik der "Presse" und zuvor Redakteurin des STANDARD.

Jelinek leitet seit Februar fix den "Report", seit wenigen Wochen zudem "Offen gesagt" und "Pressestunde". Zum "Report", der damals noch "Inlandsreport" hieß, kam er 1989. Davor war er Chefredakteur des Pressedienstes der ÖVP, arbeitete für "Presse" und "Wochenpresse".

Die Firma eines innenpolitischen ORF-Redakteurs wirbt, finanziert vom Unterrichtsministerium, für die Rechtschreibreform. Erkennt der nunmehrige "Report"-Chef da keine schiefe Optik? "Nein, das war ja keine politische Geschichte", sagt Jelinek auf STANDARD-Anfrage: "Auftraggeber war der Verein Schüler, Lehrer & Eltern für die neue Rechtschreibung". Auch für die Wiener Ärztekammer und andere medizinische Bereiche habe die Creatext gearbeitet, sagt Jelinek. Die Firma entfalte aber "schon lange keine Aktivität" mehr.

Warum taucht die Story sieben Jahre nach der Anfrage im Nationalrat auf? Jelinek gilt als Kandidat für die TV-Chefredaktion, sollte Werner Mück, wie oft kolportiert (und dementiert), zum Fernsehdirektor des ORF aufsteigen. Da fragt sich offenbar mancher auf dem Küniglberg: "Warum soll er es dabei nicht ein bisschen schwerer haben?" (Harald Fidler/DER STANDARD, Printausgabe, 12.8.2005)

Anfragebeantwortung laut Parlinkom im Wortlaut

Aus Gehrers Anfragebeantwortung 3609/AB in der zwanzigsten Geschäftsperiode des Nationalrats anno 1998 – Jelineks Agentur konzipierte die Rechtschreibkampagne:

"Die schriftliche parlamentarische Anfrage Nr. 365 0/J – NR/ 1998 betreffend Werbeeinschaltungen des Bundesministeriums für Unterricht und kulturelle Angelegenheiten zur Rechtschreibreform, die die Abgeordneten Mag. Karl Schweitzer und Kollegen am 10. Februar 1998 an mich richteten, wird wie folgt beantwortet:

1. In welchem Zeitraum fand diese gesamte oben beschriebene Werbekampagne für die Rechtschreibreform statt?
2. In welchen Zeitungen wurden wie oft oben beschriebene Inserate geschalten?

Antwort:

Die Inserate wurden am 12. Dezember 1997 in den Tageszeitungen 'Der Standard' und 'Salzburger Nachrichten', am 16. Dezember 1997 in der 'Neuen Kronen Zeitung' und am 17. Dezember 1997 im 'Kurier' und 'Die Presse' geschalten.

3. Wurde für diese Werbekampagne ein eigenes Werbebüro beauftragt?

Antwort:

Mit der Konzeption und Umsetzung wurde die Firma Creatext Wien 4. beauftragt."