Christoph Herbst, 45-jähriger Spitzenjurist, legt nach fünfjähriger Tätigkeit als Aufsichtsratschef der Bank Burgenland sein Mandat zurück - und das offenbar im Groll. Beobachter meinen, Herbst sei beleidigt, es habe ihn gestört, dass er - nach allem, was er für die Bank getan habe - nun beim Verkauf vom Land nicht eingebunden war, ja vielmehr übergangen wurde. Was an sich nicht verwundert, war er doch gegen einen Verkauf der Bank an Mirko Kovats.

Ins Schussfeld der Kritik geriet Herbst nicht zuletzt wegen seiner Doppelfunktion: Seit 1997 ist er Kanzleipartner von Christian Hausmaninger. Und dieser ist Vertrauter und persönlicher Anwalt von Kovats. Da nutzten alle Beteuerungen nichts, Kovats sei nicht sein Mandant. Die Optik war nicht gut. Doch diese Partnerschaft ist sowieso bald Geschichte. Am 1. September startet Herbst, der sich seit Kurzem in den USA aufhält, mit eigener Kanzlei am Lueger-Platz in der Wiener Innenstadt.

An Aufträgen wird es dem Anwalt jedenfalls nicht mangeln. Er hat beste Kontakte zum Land Niederösterreich, allen voran zu Landeshauptmann Erwin Pröll. Erst jüngst hat Herbst für dieses Bundesland eine Feststellungsklage eingebracht, die dem Land das Aufgriffsrecht für die Hypo Niederösterreich sichern soll. Niederösterreich als Mehrheitseigentümer der Hypo will damit verhindern, dass die Volksbanken ihren Hypo-Anteil direkt an Raiffeisen verkaufen.

Verlängerter Arm

Für die Niederösterreicher sitzt Herbst auch im Aufsichtsrat des Flughafen Wien. In dieser Funktion soll er nicht unwesentlich zum Abgang von Finanzchef Kurt Waniek beigetragen haben. Seither nennen ihn einige "Vollstrecker oder verlängerter Arm von Pröll". Im Auftrag des Landes hat Herbst auch die Passagiere vertreten, als bei den ÖBB gestreikt wurde.

Unbestritten ist, dass der geschiedene Vater eines Sohnes ein brillanter Anwalt und guter Stratege ist. Zur Bank Burgenland hat ihn Engelbert Rauchbauer, heute Leiter der burgenländischen Finanzabteilung, geholt. Das war damals schwierig genug, angesichts der Scherben, die die Howe-Pleite hinterließ. Rauchbauer und Herbst waren gemeinsam im Verfassungsgerichtshof tätig.

Während einige vor ihm warnen, streuen führende Mitarbeiter der Bank Burgenland dem Juristen Rosen: "Ohne ihn hätten wir vieles nicht geschafft." Oft genug musste der Vorstand dem Aufsichtsrat Kreditfälle vorlegen, bei denen es zu entscheiden galt: durchfüttern oder in Konkurs schicken. Etliche Aufsichtsräte meinten, man sollte schlechtem Geld kein gutes nachwerfen. Doch Herbst differenzierte. Denn mitunter verliert die Bank wesentlich weniger, wenn sie einen angeschlagenen Kreditkunden "durchfüttert". Der Vorstand dankt es ihm noch heute. (Claudia Ruff, DER STANDARD, Print-Ausgabe, 12.8.2005)