Wien - Der börsenotierte österreichische Internet-Wettanbieter Betandwin hat im ersten Halbjahr 2005 die Gewinnzone erreicht. Das Betriebsergebnis (EBIT) drehte von minus 1,85 Mio. Euro auf plus 2,24 Mio. Euro, teilte das Unternehmen am Freitag mit. Das Ergebnis vor Steuern verbesserte sich von minus 1,5 auf plus 2,5 Mio. Euro. Der Umsatz erhöhte sich von 319,9 auf 992,6 Mio. Euro.

Das Umsatzplus entspreche mehr als einer Verdreifachung und sei Ergebnis der erfolgreich eingeschlagenen Wachstumsstrategie. Im Wettgeschäft wurden 471,8 Mio. Euro umgesetzt, im Casinogeschäft 499,4 Mio. Euro, im Bereich Games 21,4 Mio. Euro.

Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) verbesserte sich von Jänner bis Juni - trotz deutlich erhöhter Marketing- und Personalaufwendungen - von 0,76 Mio. Euro auf 4,55 Mio. Euro, hieß es weiter. Die Brutto-Gaming-Erträge erhöhten sich von 20,98 auf 60,65 Mio. Euro. Der Bruttorohertrag aus dem Wettgeschäft betrug 41,9 (16,0) Mio. Euro.

Die Zahl der neuen aktiven Sportwettkunden stieg von 86.051 auf 227.118, die Zahl der abgeschlossenen Sportwetten erhöhte sich von 19,4 auf 52,7 Mio. Wetten. Im ersten Halbjahr 2005 wurden damit durchschnittlich 3,4 Sportwetten pro Sekunde abgeschlossen.

Wachstum vor Ertrag In der zweiten Jahreshälfte sei ein Umsatzwachstum "im dreistelligen (Prozent)Bereich", geplant erklärte eine Sprecherin auf APA-Anfrage. Konkretere Aussagen über den weiteren Geschäftsverlauf wolle man in Hinblick auf Mitbewerber nicht machen.

Auch in der zweiten Jahreshälfte legt der Sportwetten-Anbieter sein Augenmerk in erster Linie mehr auf Wachstum und weniger auf Ertrag. Es gehe darum, rechtzeitig in jungen Märkten Marktanteile zu erobern, bevor es zu einem Verdrängungswettbewerb komme.

Mit kräftigen Investitionen in Marketing- und Personalaufwendungen will sich betandwin rechtzeitig vor der Fußballweltmeisterschaft 2006 in Position bringen. Zur Jahresmitte hatten 440 Millionen Menschen in 16 Ländern Zugriff auf das betandwin-Angebot im Internet. Bis Ende 2005 sollen es 650 Millionen Menschen in 19 Ländern sein. Ziel sei es, bis zur WM "in allen maßgeblichen Kontinentaleuropas präsent zu sein", erklärte betandwin-Chef Norbert Teufelberger heute bei einer Online-Live-Präsentation im Internet.

Ein Verfahren nach einer Anzeige wegen unerlaubten Glücksspiels gegen betandwin wurde von der Staatsanwaltschaft Wien eingestellt. Nach Prüfung der Anzeige habe man "keinen Grund zur weiteren Verfolgung gesehen".

Weiter klärungsbedürftig bleibt die rechtliche Situation für grenzüberschreitende Wettanbieter im Internet. Zwar sei in den vergangenen Monaten bei nationalen Gerichten "ein Trend in Richtung Liberalisierung erkennbar" gewesen, insgesamt sei die Anwendung der europäischen Grundfreiheiten durch nationale Gerichte aber nicht einheitlich.

Eine mögliche Weiterentwicklung könnte ein Urteil des deutschen Bundesgerichtshofs bringen, das frühestens Anfang 2006 erfolgen soll. Am 8. November findet eine Anhörung statt, in der die Zulässigkeit privater Wettanbieter geprüft werden soll. Sollte das Urteil zu einer Liberalisierung des deutschen Sportwettmarkts führen, würde das für betandwin nicht nur mögliche neue Konkurrenz bedeuten, sondern auch wesentlich größere kommerzielle Flexibilität. So könnten neue Geschäftsfelder erschlossen werden.

Projekt in Sachen Spielsuchtprävention

Im Bereich Spielsuchtprävention wurde zusammen mit der Harvard Medical School ein dreijähriges Projekt gestartet. Ziel des 1,4 Mio. Euro schweren Projekts ist die Erarbeitung eines Maßnahmenpaket zur Prävention von Spielsucht. Die frühzeitige Erkennung von Verhaltensauffälligkeiten soll rasche und individuelle Maßnahmen darauf ermöglichen.

Ab dem dritten Quartal wird betandwin die Umsätze aus den Bereichen Casino, Games und Poker nur mehr als Rohertrag - Wettumsätze weniger Wettgewinne - ausweisen. Das Unternehmen begründet diese Umstellung mit einer besseren Vergleichbarkeit und internationalen Gepflogenheiten. Die heute vorgelegten Zahlen entsprechen erstmals den Bestimmungen von IFRS II. (APA)