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Frantisek Fojt, Teamleader der tschechischen Delegation, und Teamarzt Petr Sikora erklären sich.

Foto: APA/AP/Nukari
Helsinki - Die tschechischen Zehnkämpfer Roman Sebrle und Tomas Dvorak sind nach dem Bekanntwerden, dass sie eine glucosehaltige Lösung vor dem 1.500-m-Meter-Lauf im WM-Zehnkampf in Helsinki erhalten haben, unter Manipulationsverdacht geraten. Zwar steht Glucose (Zucker) nicht auf der Dopingliste, Infusionstherapie während eines Wettkampfes ist aber verboten und nur, wenn die Gesundheit ernsthaft gefährdet ist, zulässig. Wie die Sachlage war und ist, prüft noch der Leichtathletik-Weltverband (IAAF).

Silbermedaillengewinner Sebrle und Dvorak stellten sich am Freitagnachmittag im öffentlich zugänglichen Bereich vor dem Olympiastadion den Medien, ließen aber nur in Tschechisch gestellte Fragen zu. "Wir haben gedopt, ich möchte nicht einmal das Wort in den Mund nehmen. Ich brauchte Glucose, ich hatte noch nie so einen Wettkampf", sagte Sebrle. Das Tschechische Team war von der IAAF zu einer Stellungnahme aufgefordert worden. Die Athleten müssen zur Infusionstherapie drei Fragen - "Wann? Warum? Und was war drinnen?" - beantworten.

In einer improvisierten Pressekonferenz waren Frantisek Fojt, Teamleader der tschechischen Delegation, und Teamarzt Petr Sikora, um Schadenbegrenzung bemüht: "Der Herzschlag der Athleten war zu hoch, sie waren unterzuckert. Priorität hatte die Gesundheit der Athleten, und das war die Lösung zu diesem Zeitpunkt. Wir haben nichts Verbotenes getan", ist sich Sikora sicher.

Er habe den Athleten eine Spritze mit 20 Milliliter Flüssigkeit, die Glucose enthielt, verabreicht. Er sei seit acht Jahren Teamarzt und habe das vorher noch nicht getan. "Soweit wir wissen, haben wir keine Regeln verletzt. Alle haben die Bedingungen gesehen, ich weiß nicht, wie das die anderen gemacht haben", antwortete Fojt auf die Frage, warum beide tschechische Athleten zur gleichen Zeit in derselben schlechten Verfassung waren.

Der Zehnkampf der Männer war am Dienstag und Mittwoch bei widrigen Wetterbedingungen (Regen, Wind) ausgetragen worden, die Athleten hatten nachher vom härtesten aller Zeiten gesprochen. Olympiasieger und Weltrekordler Sebrle hat in Helsinki hinter dem US-Amerikaner Bryan Clay die Silbermedaille gewonnen, Dvorak wurde Achter. Nach Angaben Sebrles wolle Clay ihn in der aktuellen Causa unterstützen, von den USA seien keine Interventionen zu erwarten.

Die IAAF hatte Freitagfrüh in einer schriftlichen Erklärung festgehalten: "Die IAAF hat am Donnerstag Informationen von Mitgliedern des finnischen OK und von Team Finnland bekommen, dass zwei tschechische Athleten unmittelbar vor dem Start zum 1.500-m-Lauf im Zehnkampf intravenöse Infusionen vom tschechischen Teamarzt erhalten haben." Die Angelegenheit sei von Mitgliedern der medizinischen Abteilung der IAAF und der Anti-Doping-Kommission am Donnerstagabend erläutert worden, eine IAAF-Untersuchung wurde bereits eingeleitet.

Weiters hieß es: "Intravenöse Infusionen sind verboten, wenn sie die Gültigkeit von Proben verändern. Alle Athleten wurden nach dem 1.500-m-Lauf getestet. Die Ergebnisse sind noch nicht bekannt, aber die IAAF bestätigt, dass keine Probe verwässert wurde."

Der in Helsinki weilende österreichische Teamarzt Dr. Andreas Kröner meinte auf Anfrage der APA: "Diese Thematik hat sich noch nicht gestellt bisher. Wenn man mich nach meiner persönlichen Meinung fragt, dann sehe ich das nicht als Doping, sondern eher als sinnvoll, dass ein Athlet nach einem Zehnkampf eine Infusion bekommt. Ich habe mich sehr über diese Regel gewundert, aber natürlich meine Konsequenzen gezogen."

Laut Bestimmungen der Welt-Anti-Dopingagentur (WADA) sind intravenöse Infusionen während eines Wettkampfes nur im Rahmen von "akuten medizinischen Behandlungen" zulässig. Kröner: "Wenn jemand kurz vor dem Zusammenbruch steht, kann das kein Doping sein." Und weiter: "Schauen wir uns Mal die Tour de France an, es wäre nicht vertretbar, die Sportler über diesen Zeitraum ohne Infusionen so Rad fahren zu lassen."(APA)