Altenburg/Sölden - Die Deutschland-Tour 2005 ist für Österreichs Radsport-Elite so etwas wie ein Heimspiel. Nachdem das dritte Teilstück der stark aufgewerteten ProTour-Rundfahrt in Kufstein endet, führt die Königsetappe tags darauf über 175 Kilometer und Kühtai (2.020 m) auf den 2.675 Meter hohen Rettenbach-Gletscher bei Sölden. "Natürlich möchte ich dort gerne gewinnen", meinte der Tiroler Lokalmatador Georg Totschnig, der am Montag als Gerolsteiner-Kapitän ins neuntägige Rennen geht.

Totschnig hatte zuletzt seinen größten sportlichen Triumph ebenfalls im Hochgebirge gefeiert, als er am 16. Juli bei der Bergankunft in Ax-3-Domaines die 14. Etappe der Tour de France gewonnen hatte. "Einen so schweren Berg wie diesen sind wir aber zuletzt weder bei Tour noch Giro gefahren. Das wird eine mörderische Etappe", erklärte der 34-jährige Zillertaler nach einer Trainingsfahrt mit seinem Bruder Harald und dem Deutschen Jörg Jaksche auf der Ötztaler Gletscherstraße.

Neben einem Etappensieg in der Heimat sollte Totschnig aber zumindest mit einem Auge auch auf das Gesamtklassement schielen. "Wir müssen abwarten, wie er sich erholt hat. Aber zunächst einmal ist Georg unser Kapitän", versprach Gerolsteiner-Teamchef Hans-Michael Holczer, der seiner Equipe (der Kärntner Peter Wrolich ist lediglich Ersatz) das Profil der Königsetappe am liebsten vorenthalten würde. "Jemand wie Georg Totschnig freut sich darauf, für alle anderen ist das Gift", charakterisierte Holczer den 13 Kilometer langen und zwischen neun und 13 Prozent steilen Schlussanstieg zur höchsten Bergankunft im gesamten ProTour-Kalender.

Gift zum Beispiel für Österreichs stärksten Sprinter, den Steirer Bernhard Eisel, der schon auf der ersten Etappe von Altenburg nach Plauen (170 km) um einen Etappensieg für Francaise des Jeux spurten könnte. Am Tag nach der Tortur ins Skistadion nach Sölden führt die fünfte Etappe größtenteils durch Österreich und über den Arlberg nach Friedrichshafen an den Bodensee, ehe Tour-de-Suisse-Etappensieger Eisel in Deutschland wieder die Chance auf Sprintsiege erhält. Mit Gerrit Glomser (Lampre-Caffita) und Peter Luttenberger (CSC) sind zwei weitere ÖRV-Fahrer mit dabei.

Die Entscheidung über den Gesamtsieg dürfte wohl im Zeitfahren am Samstag (20. August) in Baden-Württemberg fallen. Der Topfavorit heißt Jan Ullrich, kommt aus Deutschland, wohnt in der Schweiz und muss bereits bei der Bergankunft in Österreich auf der Hut sein. Die Herausforderer: Ullrichs Landsmänner Jens Voigt und Vorjahressieger Patrik Sinkewitz und mit Totschnig vielleicht sogar ein Tiroler. Vorsorglich hat sich die Tirol Werbung die Patronanz für das Bergtrikot gesichert.(APA)