Barbing/München - Bei einem fehlgeschlagenen Bombenattentat auf einen Deutsch-Türken hat sich im bayerischen Barbing ein 67 Jahre alter Münchner selbst in die Luft gesprengt. Ein ausländerfeindliches Motiv wird von den Ermittlern geprüft. Bei groß angelegten Suchaktionen in dem Ort vor den Toren Regensburgs sowie in München stellte die Polizei am Freitag vier weitere Sprengsätze sicher. An beiden Orten wurden zahlreiche Häuser evakuiert und mehr als tausend Menschen in Sicherheit gebracht.

Die Hintergründe der Explosion in der Nacht auf Freitag seien noch unklar, sagte Josef Geißdörfer, Leiter der LKA-Ermittlungsabteilung. Zu den sicher gestellten Sprengkörpern sagte er: "Das waren keine Bastlerbomben." Allein in Barbing waren mehr als 50 LKA-Fahnder, Polizisten und Feuerwehrmänner im Einsatz. Einen Terroranschlag schloss das LKA aus. Auch gebe es derzeit keine Hinweise auf eine Verbindung zu der Anschlagsserie auf ausländische Geschäftsleute in Bayern.

Der 67-Jährige, dessen Identität noch nicht zweifelsfrei geklärt ist, wollte mit den Bomben vermutlich das Haus eines 66 Jahre alten Deutschen türkischer Herkunft treffen. Das Motiv war zunächst rätselhaft. "Wir tappen im Dunkeln", sagte ein LKA-Sprecher in Barbing. Die Ermittler untersuchen derzeit, ob es eine persönliche oder geschäftliche Beziehung zwischen den beiden Männern gab. Der 66-Jährige, der das Haus in Barbing in den vergangenen Wochen alleine bewohnte, war am Freitag von einer Auslandsreise zurückgekehrt und sollte vernommen werden, sagte der Leiter der Regensburger Staatsanwaltschaft, Johann Plöd.

Der Münchner war nach Angaben des LKA in der Nacht zum Freitag mit einem Motorrad nach Barbing gefahren und hatte an der Terrasse am Haus seines vorgesehenen Opfers zwei Sprengsätze angebracht. Anschließend wollte er am Auto des 66-Jährigen offenkundig eine Rohrbombe befestigen. Dabei habe er sich versehentlich in die Luft gesprengt.

Anwohner waren durch den lauten Knall um zwei Uhr morgens aufgeschreckt und hatten die Polizei alarmiert. Die Ermittler fanden den Toten zwischen zwei Autos. Das Haus in der Oberpfälzer Ortschaft wurde in einem Umkreis von tausend Metern abgesperrt. Einer der Sprengsätze wurde mit Hilfe eines Roboters kontrolliert gesprengt, der zweite sollte noch am Freitag entschärft oder ebenfalls gesprengt werden.

In München räumte das LKA das Wohnhaus des Täters und fünf benachbarte Gebäude. Im Hof des Wohnhauses fand die Polizei in einer Garage zwei Rohrbomben und weiteres verdächtiges Material. (APA/dpa)