Wie immer siedelt Padura das Verbrechen in höheren Kreisen der Politprominenz an. Diesmal ist es ein Exil-Kubaner auf einem kurzen Heimattrip, der erschlagen und mit abgeschnittenen Geschlechtsteilen im Meer treibt. Dass der Tote nicht nur Freunde hatte, ergibt sich aus seiner früheren Profession: Er war in den Sechzigerjahren für die Enteignungen in der Provinz Havanna zuständig gewesen, bevor er sich auf einer Dienstreise absetzte. Der Kriminalfall selbst ist nur ein Transportvehikel für die Schilderung der inneren Befindlichkeit Condes, welche wiederum eine Spiegelung der allgemeinen Stimmung ist. Flucht ist angesagt. Conde erinnert sich mit nostalgischen Gefühlen an seine Schulzeit, als er und seine Freunde an die Versprechungen glaubten, die Welt, die vor ihnen lag, würde eine bessere werden. Nun flieht einer seiner Freunde in die religiöse Umarmung der Adventisten, ein anderer gibt der betroffenen Runde bekannt, dass er um die Erlaubnis zur Auswanderung angesucht hat. Conde denkt eher an innere Emigration. Sein geheimer Traum ist, Schriftsteller zu werden.
Er beginnt, weil er sich noch nicht an seine eigene Rückschau wagt, auf seiner alten Underwood die tragische Geschichte über das ungerechte Schicksal seines Freundes Carlos aufzuschreiben: mit 22 im Angola-Krieg verheizt, querschnittgelähmt, und einer ungewissen Zukunft im Rollstuhl ausgeliefert. Die Illusionen sind wahrlich dahin. Der Hurrikan Felix, der sich auf Havanna zubewegt, wird von Conde leidenschaftlich herbeigesehnt. Tabula rasa möchte er haben, einen Jahrhundert-Wirbelsturm, der alles hinwegfegt - und rettet doch einen verlausten Straßenköter vor dem Hurrikan.