Wien/Graz - Die "Selbsthilfegruppe Darmkrebs" und die "Myelom Hilfe Österreich" nahmen am Freitag zur aktuellen Debatte rund um Finanzierungsprobleme und die daraus resultierende Verweigerung effektiver Therapien Stellung. "Als Betroffene haben wir die Entwicklung verbesserter Tumortherapien in den letzten Jahren mit großem Interesse verfolgt. Wie von hochrangigen Krebsspezialisten festgehalten, droht die Umsetzung dieser neuen Therapiemöglichkeiten nun an der Finanzierbarkeit zu scheitern. Seitens der Kostenträger wird versichert, dass alle Patienten die bestmögliche Therapie erhalten. Unserer Erfahrung nach ist dies nicht zutreffend. Vielmehr gibt es in unseren Selbsthilfegruppen Berichte von Patienten, denen die optimale Therapie aus Kostengründen vorenthalten wurde".

"Weit abgeschlagen"

Dramatisch wurde die Situation auch in der Kardiologie und in der Onkologie (Krebs) in Graz dargestellt. "Was den Einsatz von implantierbaren Defibrillatoren anbelangt, sind wir österreichweit von internationalen Richtlinien weit abgeschlagen", sagte der Chef der Grazer Uni-Klinik für Chirurgie, Univ.-Prof. Dr. Karlheinz Tscheliessnigg, gegenüber der APA.

Dass es Probleme mit der Kostenentwicklung in der Spitzenmedizin gibt, haben die beiden Chefs der Steirischen Krankenanstaltengesellschaft (KAGes), Ernst Hecke und Christian Kehrer, schon im Juni dargelegt: Insbesondere in der Kardiologie und Hämatologie/ Onkologie sei es zu massiven Kostensteigerungen gekommen. So seien die Aufwendungen im Bereich der Kardiologie in den vergangenen Jahren um 60 Prozent und im Bereich der Krebsbehandlung um 140 Prozent gestiegen.

Ausgaben, aber auch Einsparungen

Heftig schlägt dabei die Einpflanzung von implantierbaren Defibrillatoren (ICD) zu Buche. Solche Geräte in Herzschrittmachergröße werden zur Behandlung von lebensbedrohlichen Rhythmusstörungen aus der Herzkammer eingesetzt und kosten pro Stück an die 20.000 bis 25.000 Euro. "Das mag auf den ersten Blick viel erscheinen, andererseits hält man damit aber auch Menschen länger im Arbeitsprozess, Todesfälle können signifikant gesenkt werden und viele Medikamente werden überflüssig", so Tscheliessnigg.

"Bei einer Bevölkerungszahl von 1,2 Millionen Menschen in der Steiermark, geht die AHA von 350 bis 400 implantierten ICD jährlich aus", hält der Herzchirurg fest. Für die Steiermark habe man in den Verhandlungen mit der KAGes die Zahl mittelfristig auf 150 Stück pro Jahr steigern können. "Damit sind zumindest die Hochrisikopatienten versorgt", so Tscheliessnigg. Das Gesprächsklima mit der KAGes bezeichnete Tscheliessnigg als "konstruktiv". Wie weiters betont wurde, sollte in Graz der Anteil der moderneren Zytostatika-abgebenden "Stents" (Gefäßstützen) bei Patienten mit Verengungen von Herzkranzgefäßen von derzeit nur 40 Prozent auf 50 bis 60 Prozent gesteigert werden. (APA)