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Mahmut Abbas bei seiner Ansprache in Gaza.

Foto: REUTERS/AHMED JADALLAH
Gaza/Jerusalem - Zehntausende Palästinenser haben am Freitag den bevorstehenden Abzug Israels aus dem Gazastreifen und Teilen des Westjordanlandes gefeiert. Fünf Tage vor der Räumung der jüdischen Siedlungen stellte der israelische Ministerpräsident Ariel Sharon die Aufgabe weiterer Siedlungen im Westjordanland in Aussicht gestellt. "Nicht alle Siedlungen bleiben", zitierte ihn die Zeitung "Yediot Ahronot" am Freitag. "Die Angelegenheit wird in Verhandlungen mit den Palästinensern geklärt."

Abbas-Ansprache

Zu der von der palästinensischen Autonomiebehörde organisierten Kundgebung strömten die Menschen in den kleinen Fischereihafen von Gaza. Präsident Mahmud Abbas erklärte dort in einer kurzen Rede, von hier führe der Weg zur Errichtung eines unabhängigen palästinensischen Staates mit Jerusalem als Hauptstadt. Die Spannungen zwischen der Autonomiebehörde und der radikalen Hamas-Organisation scheinen aber immer noch nicht beigelegt. Diese plant eine eigene militärischere Kundgebung und verteilte dazu schon tausende ihrer grünen Flaggen.

In Gaza-Stadt probten am Freitagmorgen 1.000 bewaffnete Hamas-Mitglieder Angriffe auf jüdische Siedlungen. Es war nicht klar, ob dies ein Anzeichen auf tatsächliche Übergriffe während des Abzugs war, oder ein Einschüchterungsversuch. Ein Sprecher sagte: "Wir behalten unsere Waffen, bis wir unser ganzes Land befreit haben. Der Gazastreifen ist erst der Beginn."

Die Vorbereitungen für die am Mittwoch beginnende Evakuierung der 21 Siedlungen im Gazastreifen liefen derweil auf Hochtouren. Noch bis Montagabend um 24 Uhr haben die Siedler Zeit, ihre Wohnorte freiwillig aufzugeben, ab Mittwoch werden die Streitkräfte die Siedlungen dann notfalls mit Gewalt räumen.

Das Verteidigungsministerium erklärte, die Maßnahme, die als eine der schwierigsten in der Geschichte der israelischen Streitkräfte gilt, solle schon bis zum 4. September abgeschlossen sein. Deswegen sei die Zahl der beteiligten Soldaten und Polizisten um 10.000 auf 55.000 erhöht worden. Bislang war ein Datum Mitte September avisiert worden.

3.000 Abzugsgegner

Die Zahl der radikalen Siedler, die sich zum Zweck des Widerstandes in den Gazastreifen begeben haben, stieg nach Ministeriumsangaben inzwischen auf 3.000. Allerdings gab es in einigen Siedlungen auch klare Anzeichen für die Aufbruchstimmung der Menschen dort. Die Regale der meisten Geschäfte waren fast leer, die Produkte wurden zu Rabattpreisen verkauft. Am Donnerstagabend hatten in Tel Aviv noch einmal zehntausende Israelis gegen den Gaza-Abzug protestiert.

Sharon betonte, dass Israel die großen Siedlungsblocks im Westjordanland nicht hergeben werde. "Auf die Frage nach den Grenzen habe ich nie geantwortet - und nicht, weil ich die Karten nicht kenne", so der Regierungschef in dem Interview. (APA/AP)