Wien - Der Hauptverband der Sozialversicherungsträger prüft derzeit, ob in Zusammenhang mit den umstrittenen Naturalrabatten rechtliche Schritte gegen einzelne Ärzte eingeleitet werden. Offiziell will man im Dachverband der Sozialversicherungen zwar noch nichts dazu sagen. Im Verbandsmanagement war auf Anfrage der APA allerdings zu erfahren, dass in diesem Zusammenhang eine Liste mit mehreren Ärzten in ganz Österreich geprüft werde.

Zum öffentlichen Thema wurde die Naturalrabatte, als der Buchautor Hans Weiss im Juli behauptete, dass bis zu 40 Prozent der Medikamente in Österreich verschenkt werden. Demnach erhalten Ärzte mit Hausapotheken von den Pharmafirmen Gratis-Medikamente (so genannte "Naturalrabatte") wenn sie bestimmte Mengen von Arzneimitteln kaufen. Diese für die Ärzte kostenlosen Medikamente werden dann allerdings den Sozialversicherungen weiter verrechnet.

Prüfung der Naturalrabatte

Während Ärztekammer und Pharmaindustrie die Naturalrabatte für zulässig halten, geht der Hauptverband vom Gegenteil aus und verweist auf die Arzneitaxenverordnung des Gesundheitsministeriums. Demnach dürfen Ärzte mit Hausapotheke nur einen - nach Medikamentenpreis gestaffelten - Aufschlag von 3,9 bis 37 Prozent verrechnen. Die volle Weiterverrechnung des Preises eines Gratis-Medikamentes werde damit aber ausgeschlossen, glaubt man in der Hauptverbands-Geschäftsführung.

Die nun geprüfte Liste enthält nach Angaben des Hauptverbandes Daten über Medikamentenlieferungen einzelner Ärzte, darunter auch eine Aufschlüsselung der in den Lieferungen enthaltenen Naturalrabatte. Nun soll diese Liste mit der Menge jener Medikamente verglichen werden, die den Sozialversicherungen von den Ärzten in Rechnung gestellt wurden. "Wenn wir Beweise haben, dass mehr verrechnet wurde, dann werden wir Anzeige erstatten", heißt es im Hauptverbands-Management. (APA)